Sich für etwas Gutes einsetzen und zu 100 Prozent dahinter stehen zu können, ist etwas Seltenes, dafür aber umso erstrebenswerter. Für die 27-jährige Studentin Lena Keil bedeutet ihre gemeinnützige Arbeit bei Viva con Agua genau das: Hinter einer guten Sache stehen, die Spaß macht und für die sie sich nicht zu verändern braucht. Einmal im Monat trifft sie sich deshalb mit den übrigen aktiven Mitgliedern, die sich neben Schule, Studium oder Arbeit für Viva con Agua engagieren. Die meisten von denen, die an diesem Abend im Gutenberg zusammenkommen, sind Studenten. Anders als vielleicht erwartet, wird jedoch nicht stundenlang über die Universität und die noch so spannenden Studienfächer diskutiert. Stattdessen steht die Planung eines alternativen Wintermarktes auf dem Programm. Alles dreht sich um eine Veranstaltung, die Aufmerksamkeit für einen Verein erregen soll, der sich selbst als ein offenes Netzwerk bezeichnet, in dem jeder willkommen ist.

Hinschauen statt wegsehen

Viva con Agua heißt die Organisation, die sich gemeinsam mit der Welthungerhilfe zur Aufgabe gemacht hat, die „elementarste Grundlage zum Leben“ allen Menschen weltweit zugänglich zu machen. Die Rede ist von sauberem (Trink-)Wasser, das rund 768 Millionen Menschen verwehrt bleibt. Schockierende Zahlen, die oft nur ein Schulterzucken oder Kopfschütteln ernten. Es betrifft uns nicht. Es ist zu weit weg. Wo bleibt der Aufschrei? Zum Glück gibt es immer Menschen, die hinschauen, wo andere wegsehen und mit Spaß, Eigeninitiative und Engagement einen Kampf gegen himmelschreiende Ungerechtigkeit führen. Den Anfang machte damals der ehemalige St.Pauli-Spieler Benjamin Adrion, als er Viva con Agua ins Leben rief. Unterstützt vom FC St. Pauli und zahlreichen bekannten Künstlern, unter anderem Gentlemen, Irie Révolté und Clueso, betreut Viva con Agua inzwischen Entwicklungsprojekte in Burkina Faso, Äthiopien, Indien, Nepal und Uganda. In Zusammenarbeit mit ORDA, der äthiopischen Partnerorganisation der Welthungerhilfe, setzt sich Viva con Agua beispielsweise in Bahir Dar für eine verbesserte Sanitär- und Wasserversorgung ein. In der drittgrößten Stadt Äthiopiens sind die Hygiene- und Gesundheitszustände katastrophal: Nur etwa 15 Prozent der Bevölkerung verfügt über den Zugang zu einer Toilette. Um diese Situation zu ändern, baut Viva con Agua Latrinen und führt vor Ort Hygieneschulungen durch. Auch in Deutschland ist der Verein aktiv, leistet Aufklärungsarbeit in Schulen, organisiert Sportevents, veranstaltet Konzerte und ist mit Aktionen unter dem Motto “Gib uns deinen Pfand!“ auf diversen Musikfestivals vertreten.

„Du bist der Tropfen“

Mittlerweile sind über 4500 Mitglieder im Netzwerk registriert, davon 121 aus der Ortsgruppe Kiel. „Man macht mit, weil es Spaß macht und bleibt wegen der Gemeinschaft, neuen Freunden und der Sache an sich“, fasst Lisa Bevernitz, Studentin im dritten Semester, die Motivation für ihr eigenes Engagement treffend zusammen. Von Viva con Agua habe sie, wie viele andere auch, durch Festivalkampagnen erfahren. Nun sorgt sie selbst dafür, dass immer mehr Menschen die Ziele der Organisation kennenlernen und sich für sie begeistern. Der kommende Wintermarkt, der am 7.12. ab 14 Uhr in der Hansa48 stattfindet, ist eines von vielen Projekten, mit denen die Zelle Kiel Spenden sammelt und gleichzeitig über Viva con Agua informiert. In Kooperation mit Kiel isst vegan, wird es dort nicht nur Glühwein, sondern auch Stockbrot, selbstgenähte Kirschkissen und ein abschließendes Konzert geben. Wer nicht vorbeischauen kann, sollte sich folgenden Spruch zu Herzen nehmen, der auf der Internetseite des Vereins zu lesen ist: „Du bist der Tropfen.“ Oder anders ausgedrückt: Engagiere dich, mach mit, verändere etwas!

Foto: Antje Ahlering

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