Sie stehen fest: Die Sieger des John Lennon Talent Awards 2011 (JLTA). Über tausend Bands und Solo-Künstler haben sich für den Award, der von der Itzehoer-Versicherung gestiftet wird, bis Ende Dezember 2009 beworben. Vier von ihnen haben es über ein Jahr später bis ins Finale in der Kieler Traum GmbH geschafft.

„Dear Lament…“-Sängerin Jennifer Späth heizte der Menge ordentlich ein. „Kantig und roh, außerordentlich elektrisierend, gepaart mit einem gehörigen Schuss Attitüde. Drei Herren und eine Dame.“ Und was für eine. Frauenpower, die man sich auch gut auf der großen Bühne vorstellen kann. „On a SunDaY“ schlugen dagegen eher ruhige Töne an und verzauberten die Menge mit der hinreißenden Stimme von Sängerin Katja Petri und gefühlvollen Texten. Bad-Ass Rock`n´Roll aus Oberbayern kam von „Shenaniganz“. Die vier jungen Männer überzeugten „ohne Schnörkel – direkt und geradeaus“ mit einer ausgefeilten Performance. Den kürzesten Anfahrtsweg hatten die Jungs von „She Wants Chaos“. Die fünf aus Pinneberg wollen mit „explosivem Sound und eingängigen Melodien Pop- Punk in Deutschland salonfähig machen“.

Sie alle wurden ein Jahr lang in den verschiedensten Bereichen gecoacht. Seminare und Workshops in Songwriting und Arrangement, Instrument und Stimme, Performance, Inszenierung und Dramaturgie, zu technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen und im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Werbung und Promotion, sollten ihnen helfen, sich besser zu vermarkten. Sie alle haben in diesem Jahr anscheinend eine Menge gelernt. Wie sich die Bands vor der Teilnahme am JLTA präsentiert haben, kann man nur vermuten.

Jetzt sieht das Ganze jedenfalls sehr professionell aus. Teilweise wirken die Performances schon ein Quäntchen zu durchdacht: synchrones Gitarrenschwingen und Witze wie einstudiert. Aber besser so als völlig unkoordiniert. Und letztlich sollte dann doch die musikalische Leistung im Vordergrund stehen. Und da waren sie alle erstaunlich gut, jeder auf seine Weise.

Die Sieger Shenaniganz bekommen von Wolfgang Bitter (Vorstandsvorsitzender der Itzehoer Versicherungen) eine von fünf Gitarren überreicht. foto: Ronald Sawatzki

Die Jury um Sängerin Anna Depenbusch musste trotz allem eine Entscheidung treffen. Und die fiel auf „Shenaniganz“. „Fuck all the mainstream“ singen diese in Richtung „Deutschland sucht den Superstar“, „XFactor“ und all der anderen Talentshows in Fernsehen und Internet, die die Stars von morgen suchen. Und damit singen sie ganz im Zeichen des JLTAs, denn eine kommerzielle Verwertbarkeit der Acts ist angeblich nicht ausschlaggebend, im Gegensatz zu den Shows, bei denen Einschaltquoten mehr bedeuten als Gesangstalent.

Es geht nicht darum, sich mehr von Kameras als von Coachs begleiten zu lassen, erwachsen oder ein neuer Mensch zu werden. Die Künstler sollen sie selbst bleiben und mit Vorträgen, Seminaren und Workshops darin bestärkt werden. „We are the underground“ singen „Shenaniganz“ über sich selbst. Mal sehen, wie lange dies noch so bleibt, denn irgendwie war es dann doch von Anfang an klar, dass die kommerzielle Verwertbarkeit nicht außen vor gelassen werden kann.

Kreischende Mädchen sind nun einmal Indikator des Erfolgs und werden es wohl auch künftig bleiben. Die Pop-Punk Band She Wants Chaos aus Pinneberg und die „Shenaniganz“-Jungs aus Oberbayern hatten daher von Anfang an gute Karten. Wuschelfrisuren, durchtrainierte Oberarme, ein neckisches Grinsen in Richtung Publikum. Da half auch nicht, dass „Dear Lament…“ von Markus Kavka mit den „Yeah Yeah Yeahs“ verglichen wurden und das Duo „On a SunDaY“ mit ihrem Akustikpop die wohl größte nicht mitgebrachte Fangemeinde an diesem Abend sammelte. Die Sieger gehen mit fünf nagelneuen Gitarren und einem Auftritt auf der Unser Norden-Bühne bei der Kieler Woche nach Hause. Doch eigentlich haben alle Bands etwas dazugewonnen: neue Netzwerke, Erfahrungen und ein paar Fans mehr. Man hofft wieder von ihnen zu hören – was will eine Band mehr.

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