Alle Jahre wieder keimt der Vorschlag auf, die Wehrpflicht wieder einzuführen. Der Krieg in der Ukraine und die beschworene Zeitenwende befeuern die nervige Debatte, ob junge Menschen für das Vaterland durch den Matsch robben sollten – und im Zweifel dann auch sterben. Wer das moralisch nicht vertreten möchte, könne ja stattdessen einen ökologischen oder sozialen Alternativdienst leisten – damit wäre gleichzeitig der Fachkräftemangel entschärft. Die Jugend, so hört man immer wieder, sollte der Gesellschaft auch mal etwas zurückgeben! 

Die Leichtigkeit, mit der besonders Boomer in der bürgerlichen Presse darüber fantasieren, unserer Generation ihre Freiheit zu rauben, ist zum Haareraufen. Wie alt sind denn die Politiker*innen, die die Bundeswehr kaputtgewirtschaftet haben? Welche Rentner*innen-Parteien haben jahrelang mit dem Mörder im Kreml Geschäfte gemacht, damit die deutsche Wirtschaft durch billiges Gas floriert? Und welche Generation hat eigentlich die Energiewende verschlafen und zugelassen, dass soziale Berufe so unattraktiv geworden sind, dass sie kaum jemand ausüben möchte?  

Statt davon zu schwafeln, wie junge Menschen durch einen Pflichtdienst zur Lösung fremdverschuldeter Probleme gezwungen werden könnten, gäbe es eine angebrachtere Beschäftigung für Boomer: ein verpflichtendes ökologisches Jahr vor Rentenbeginn. Anstelle mit dem Wohnmobil durch die Gegend zu gurken, könnten sie an ihren geliebten Autobahnen Müll sammeln, Bäume pflanzen oder Moore vernässen. Endlich mal der Gesellschaft etwas zurückgeben, die ihnen ein Leben in immensem Wohlstand ermöglicht hat! 

Autor*in

Jebril ist 22 Jahre alt und studiert seit einer gefühlten Ewigkeit Philosophie und Anglistik. In seiner Freizeit fotografiert er gerne, verbringt Zeit mit seinen Freunden, spielt gerne Schach und ist leidenschaftlicher Fahrradfahrer. Beim Albrecht ist er für das Ressort Hochschule tätig.

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