Das Wort Klima ist allgegenwärtig: Klimawandel, Klimakrise, Klimapaket, Klimastreik. Meistens sind diese Wortkombinationen zusammen mit düster prophezeihenden Szenarien des Kollapses verbunden, mit schuldzuweisenden Worten der Enttäuschung oder mit Verschwörungstheorien. Doch mit dem Buch von Luisa Neubauer und Alexander Repenning kommt ein neuer Ausdruck hinzu: das Ende. Vom Ende der Klimakrise. Eine Geschichte unserer Zukunft heißt das 280 Seiten lange Buch der Klimaaktivistin und des Politökonomen.

Die Welt kann nur zusammen gerettet werden

Die Autorin und der Autor lassen uns allerdings erst durch die Krise gehen, bevor der Ausweg vorgestellt wird. Das Buch beginnt mit einem Szenario, das ein Bild von Hamburg im Jahr 2050 zeichnet, sollten wir so weitermachen wie bisher und das 1,5- bzw. 2-Grad-Ziel verfehlen. Auf dieses Ziel hatten sich 197 Staaten mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2015 geeinigt. Dass wir gerade auf eine Erhöhung der Temperatur deutlich über diesem Ziel zusteuern und vieles dafür spricht, dass Deutschland und die anderen Staaten das Pariser Klimaabkommen nicht einhalten werden, schockiert. Doch Neubauer und Repenning haben eine Antwort auf die Frage, wie mit so einer Zukunftsvoraussage umgegangen werden kann:

„Wir sind Possibilist*innen. […] Was uns antreibt, ist nicht der Glaube, dass alles gut wird, sondern die Überzeugung, dass die Katastrophe nicht unausweichlich und viel Gutes noch machbar ist.“

Es folgt eine detaillierte Beschreibung der Ursprünge des Klimawandels und eine Erklärung des Zusammenspiels der weltweiten Krisen. Denn die Klimakrise sei nicht auf Wetterphänomene zu reduzieren, sondern auch als „Verantwortungskrise, Kommunikationskrise, Krise des fossilen Kapitalismus, Wohlstandskrise und Gerechtigkeitskrise“ zu sehen.

Nachdem das Versagen der Menschheit vor Augen geführt wurde, fällt es nicht leicht, noch an einen guten Ausgang zu glauben. Doch Neubauer und Repenning hätten sich nicht als Possibilist*innen bezeichnet, wenn sie keine Antworten parat hätten. Natürlich steht im letzten Teil des Buches keine Zauberformel oder die Beschreibung einer weltverändernden Technologie, die uns das 1,5-Grad-Ziel doch erreichen lässt. Von Geo-Engineering Ideen halten die beiden Autor*innen nichts. Ihre Lösungsansätze fassen sie in zwei ausdrucksvollen Überschriften zusammen: „Fangt an zu träumen!“ und „Organisiert Euch!“

Ein Buch außerhalb des Rahmens

Vom Ende der Klimakrise ist ein sehr detailliert recherchiertes Ergebnis zweier junger Menschen, die versuchen, die Welt neu zu denken. Obwohl viele wissenschaftliche Fakten eingearbeitet sind, liest sich das Buch nicht wie ein Lehrbuch. Mit Geschichten und Anekdoten wird der Lesefluss gefördert und die Gedanken von Autor und Autorin noch greifbarer gemacht. So kommt beim Lesen keine Langeweile auf.

Wer in dem Buch eine Erklärung finden möchte, wie jede*r Einzelne etwas Individuelles zum Klimaschutz beitragen kann, wird darin allerdings enttäuscht. Es gibt keine Anleitung für das beste ökologische Verhalten im Sinne der Empfehlung einer reinen veganen Ernährung ohne Verpackungsmüll. Individuelle Beteiligung finden Repenning und Neubauer wichtig, aber in ihrem Buch geht es darum, wie eine ganze Bewegung etwas ändern kann und muss.

„Wir müssen die größte Revolution angehen, die es seit der industriellen Revolution gegeben hat. Manche sprechen von Agrarwende, von der Verkehrswende und der Energiewende. Wir sprechen von einer Klimarevolution.“

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