Ein Bericht über die Energiesparmaßnahmen der CAU 

Der Deutsche Ethikrat hat kürzlich die hohe Belastung von jungen Menschen während der Pandemie angeprangert. Entsprechend groß ist die Sorge, dass eine Bewältigung der Energiekrise wieder von den zerbrechlichen Schultern eben jener jungen Menschen gestemmt werden muss. Besonders ein wiederholtes Ende der Präsenzlehre wäre fatal, im doppelten Sinne: für das Seelenwohl und auch für den Geldbeutel. Die hohen Kosten würden schlicht verschoben werden – hin zu den Studierenden. 

„Wie 19 Grad?“ 

Für die Planung und Ausführung der Energiesparmaßnahmen an der CAU-Kiel ist das Gebäudemanagement in der Verantwortung. DER ALBRECHT spricht mit ihrem Leiter, Dr. Uwe Pfründer, über die beschlossenen Maßnahmen. 

Um den Universitätsbetrieb trotz drohender Gas- und Strommangellage aufrecht zu halten, hat das Gebäudemanagement einen Stufenplan ausgearbeitet und über das Präsidium in einer Betriebsanweisung verordnet. Aktuell greift die erste Stufe, in der 20 Prozent Einsparung angestrebt werden. Absenkung der Raumtemperatur auf 19 Grad, eine reduzierte Temperatur in den Schwimmbädern und möglichst 40 Prozent Homeoffice sind nur einige Beispiele für die konkreten Maßnahmen. Die Gebäudeheterogenität der CAU erfordert dabei ein besonderes Austarieren, wie viel welches Gebäude heizen muss. Denn einige Gebäude sind neu und gut gedämmt, bei anderen zieht es kräftig durch. Uwe Pfründer erzählt mit kleinem Schmunzeln, dass er bereits ausgelacht wurde, nach dem Motto: „Wie 19 Grad? Das haben wir hier noch nie erreicht“.  

Bei Vier geht das Licht aus  

Grafik: Mira Jacobsen

Verschärft sich die Krise, könnte die Landesregierung oder die Bundesnetzagentur höhere Einsparungen fordern. Dann wird die Stufentreppe hochgeklettert. Erst bei der vierten und letzten Stufe würde es dann heißen, Präsenzstudium ade. Doch Pfründer kann beruhigen: „Das wollen wir nicht, wir halten so lange wie möglich alles offen.“ Lieber, so würde er sagen, nochmal ein Grad herunterdrehen, als alle nach Hause zu schicken.  

Über diese Maßnahmen hinaus werden Investitionen geplant, die das Gebäudemanagement nach und nach abarbeiten möchte. Etwa den Austausch alter, energiefressender Geräte wie Gefrierschränke für Temperaturen bis zu minus 80 Grad oder die Installation von PV-Anlagen.  

Für die Bewerkstelligung der steigenden Energiekosten und der geplanten Investitionen muss viel Geld in die Hand genommen werden. Das Land Schleswig-Holstein richtet deshalb einen Unterstützungstopf für die Hochschulen ein. Pfründer schätzt, dass die CAU davon circa 2,5 Millionen Euro erhalten könnte. Das würde zwar schon helfen und könnte direkt in Investitionen fließen, aber er macht auch klar: „Das reicht nicht“.  

Gelbe Karte für Energiesünder:innen 

Für den Oktober gibt es bereits Zahlen zu der Wirkung der getroffenen Maßnahmen. Pfründer bilanziert: „Wärme haben wir eingespart. Strom haben wir aber nicht eingespart, das sind die gleichen Zahlen wie die Jahre zuvor“. An der Stelle müsse unbedingt noch was getan werden. Zum einen kommen hier die angesprochenen Investitionen ins Spiel, doch zum anderen gibt es auch beim Verhalten der Universitätsmitglieder teilweise Verbesserungsbedarf. Um Missstände zu identifizieren, macht das Gebäudemanagement Begehungen und kann dabei Energiesünder:innen auf frischer Tat ertappen. Beispielsweise, wenn übers Wochenende in einem Büro das Fenster offengelassen wurde. Der betreffenden Person wird dann eine gelbe Karte ins Büro gelegt, in der freundlich auf das Vergehen – was ja durchaus mal versehentlich passieren kann – hingewiesen wird. Pfründer berichtet von nicht sonderlich erfreulicher Resonanz auf diese kleine Sensibilisierungsmaßnahme. Er betont aber, dass die gelben Karten keine weiteren Konsequenzen nach sich ziehen und die Vorgesetzten auch nicht kontaktiert werden. Rote Karten verteilen sie ohnehin nicht.  

Inklusion wird mitbedacht 

Für Anliegen von Studierenden oder Mitarbeitenden mit Einschränkungen hat das Gebäudemanagement eigens eine Mail-Adresse eingerichtet (barrierefrei-studieren@uv.uni-kiel.de). Uwe Pfründer ist wichtig, dass keine Nachteile oder Erschwernisse durch die Energiesparmaßnahmen entstehen. Sollten Probleme auftreten, wird eine adäquate Lösung gefunden, das könnte etwa ein verstärkt beheizter Hörsaal sein.  

Autor*in
Ressortleitung Hochschule

Jesse ist 20 Jahre alt und studiert Politikwissenschaft und Geschichte an der CAU. Seit dem Sommersemester 2022 schreibt er für den ALBRECHT. Mittlereweile leitet er das Hochschulressort.

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