„Letztes Mal waren wirklich alle Plätze besetzt, die Resonanz war so positiv, dass ich mich dazu entschieden hatte, noch eine Veranstaltung anzubieten“. Dieser Satz stammt nicht etwa von einer   erfolgreichen Sängerin oder Musikerin, sondern von der AStA-Beauftragten für Ökologie Ingrid Bunker. Die Studentin hatte bereits vor einigen Wochen eine Vortrag zum Thema ‚Nachhaltige Ernährung‘ angeboten.

Während in den letzten Jahren der Vegetarismus und der Veganismus immer präsenter in den deutschen Küchen wurde, geht Ingrid mit ihrem Vortrag einen ganz individuellen, mutigen Weg. Sie beschäftigt sich mit Insekten und ihrer Zukunft in der nachhaltigen, menschlichen Ernährung. Ingrid ist in Australien geboren und hat schon im Kindesalter Erfahrung mit dieser ganz speziellen Ernährungsweise gesammelt: „Das Problem in der westlichen Kultur ist, dass die Menschen Insekten oft mit den Gefühlen des Ekels und der Abscheu assoziieren“. Dass das nicht immer so gewesen ist, zeigt ein Beispiel aus den 1840erJahren. Damals war in Ländern wie Deutschland oder Frankreich die deftige Maikäfersuppe ein beliebtes Gericht. Unter Studenten wurden die Maikäfer sogar kandiert gegessen.

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„Wenn man sich überlegt, dass bis heute weltweit ungefähr 1900 essbare Insekten identifiziert und gelistet sind, ist das schon eine große Zahl an potenziellen Ernährungsquellen.“ In vielen Ländern ist der Verzehr von Insekten längst nicht so negativ konnotiert wie in Europa. In Afrika, Lateinamerika oder Asien ist es ganz normal, dass auf großen Märkten unzählige, verschiedene Insekten zum Verkauf angeboten werden.

Sie haben im Gegensatz zu anderen tierischen Lebewesen einen größeren Nährwert, der jedoch stark zwischen den einzelnen Insekten schwanken kann. Trotzdem sind die Insekten wesentlich umweltfreundlicher als beispielsweise Kühe, Schweine oder Hühner, da sie weniger Pflanzenmasse benötigen und weniger Treibhausgasemissionen produzieren.

Bis Insekten als Ernährungsmöglichkeit in der westlichen Welt etabliert werden können, ist es jedoch noch ein weiter Weg, da der Mangel an Vertrautheit und die ethnischen Präferenzen die Menschen derzeit dem Verzehr noch sehr skeptisch gegenüber stehen lassen. Ingrid gibt sich dennoch optimistisch: „Die westliche Kultur ist im ständigen Wandel. Vor einigen Jahren hat in Europa noch keiner Sushi gegessen. Jetzt ist Sushi richtig populär geworden und wird sogar im Supermarkt verkauft.“

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Dabei gibt es vereinzelt schon Insektenkonsum in der westlichen Welt. Am Beispiel des KarminFarbstoffes, der aus den weiblichen Schildläusen gewonnen wird, zeigt sich, dass es durchaus Lebensmittel (z.B. Cider) gibt, in denen schon Insekten enthalten sind. Viele Konsumenten wissen dies aber nicht, deshalb ist es wichtig, die Verbraucher zu informieren: „Transparenz, die genaue Etikettierung und die korrekte Vermarktung sind die wichtigen Pfeiler, um die Insekten als nachhaltige Ernährungsquelle in der westlichen Welt bekannt zu machen.“ Dabei müssen Insekten nicht unbedingt sichtbar sein, sondern können auch in gemahlenem Zustand für Soßen, Suppen, Kuchen oder andere Lebensmittel benutzt werden.

Dass das Insekt in die Restaurantbranche schon Einzug gehalten hat, zeigt das deutsche Start-Up Bugfoundation, das einen Burger aus Insekten entworfen hat. Der sogenannte Bux-Burger besteht aus zwei normalen Brötchen, Salat und einer Bulette, die zu 43 Prozent aus gemahlenen Buffalowürmern besteht.

Um auch das Plenum in den Genuss eines Insekts zu bringen, hat Ingrid viele verschiedene Gerichte zur Verkostung vorbereitet.  Nach dem Vortrag stürmen fast alle Zuschauer in die vorderen Reihen, um am ‚Buffet‘ die ganz besonderen Speisen zu probieren. Es gibt karamellisierte Insekten oder Insekten, die nicht mehr sichtbar in Backwaren verarbeitet wurden. Auch ich probiere vorsichtig einen Brownie, der mit Buffalowürmermehl gebacken wurde und muss sagen, dass er gar nicht schlecht schmeckt. Vielleicht hat Ingrid mit ihrem Vortrag, der sicher nicht der letzte sein wird, einen Essenstrend erkannt und gesetzt. Die vielen interessierten und hungrigen Zuhörer zeigen, dass es durchaus in einigen Jahren salonfähig sein könnte, Insekten zu essen.

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