„Mama, ich will aber nicht mit zu der blöden Vorlesung!“, hörte ich ein kleines Mädchen zu ihrer Mutter auf dem Weg zur Uni sagen. „Ich weiß. Es geht aber leider nicht anders“, erwiderte darauf die Mama. Studierende mit Kind gehören längst zum Unialltag. Am 14. März wurde die CAU zum vierten Mal mit dem Zertifikat „audit familiengerechte hochschule“ ausgezeichnet. Am 26. Juni findet die feierliche Übergabe in Berlin statt. Doch was steckt wirklich hinter dem Siegel?

Das Zertifikat wird durch die berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, nach erfolgreichem Durchlaufen eines Prüfungsverfahrens verliehen. Nach Aufnahme des Status quo und dem Absolvieren von Strategie- und Auditierungsworkshops werden Ziele mit entsprechenden Maßnahmen in acht Handlungsfeldern festgelegt, die innerhalb von drei Jahren zur Erfüllung gebracht werden müssen. Nach Ablauf dieser Zeit werden in einer Re-Auditierung die erfolgreiche Umsetzung überprüft und neue Ziele vereinbart. Anschließend erfolgt die Bestätigung des Qualitätssiegels. Aktuell sind 1043 Unternehmen, Institutionen und Hochschulen in ganz Deutschland Träger des Zertifikats.

Bettina Bolterauer vom Familien-Service koordiniert das Projekt an der CAU. „In drei der acht Handlungsfelder hat sich die Uni Ziele für Studierende mit Kind gesetzt“, erklärt sie. Im Bereich der Studienorganisation soll die Vereinbarkeit von Studium und Familie in Instrumenten und Prozessen verankert werden. Konkret bedeutet dies die Sensibilisierung und Unterstützung der Studien(fach)berater und Studien(fach)beraterinnen und der Prüfungsämter hinsichtlich individueller Studienverlaufspläne und die Anpassung der Prüfungsverfahrensordnungen, sofern erforderlich und möglich. Im Themenfeld der Information und Kommunikation soll es künftig eine Broschüre geben, die alle Statusgruppen, das heißt Lehrende, Studierende und Beschäftigte, umfasst und auch dazu dient, sich darüber informieren zu können, was im gegenseitigen Umgang miteinander zu beachten beziehungsweise zu erwarten ist. Spezielle Themenseiten auf den Homepages der Fakultäten sind ebenso in Planung.Zudem sollen internationale Studierende und Wissenschaftler mit Kindern mehr Unterstützung erhalten. „Hier geht es in erster Linie erst einmal darum, spezielle Schwierigkeiten zu erheben“, sagt Bettina Bolterauer. Ein Problem, das des mangelnden bezahlbaren Wohnraums, sei bereits bekannt. Im Handlungsfeld Service für Familien ist eine verbesserte Infrastruktur auf dem Campus gewünscht. Diese umfasst unter anderem die Gewährleistung von mehr Barrierefreiheit und Wickelräumen. Zukünftig steht auch das Thema Pflege von Angehörigen im Mittelpunkt, das bisher weniger beleuchtet wurde, da keine direkte Anlaufstelle vorhanden war. Hier sollen mehr Informationsmöglichkeiten geschaffen werden. Hinsichtlich der Kinderbetreuung steht der Familienservice eng mit dem Studentenwerk in Kontakt. Zusätzlich zu den fünf Kindertageseinrichtungen und Krippen des Studentenwerks, die die Regelbetreuung leisten, wird eine Möglichkeit zur flexiblen Betreuung geprüft.

„Insgesamt sollen die verschiedenen Institutionen und Beteiligten mehr ineinandergreifen“, sagt Bettina Bolterauer. Information, Kommunikation und Sensibilisierung für die Thematik auf allen Seiten ist das gewünschte Ziel. Bis dies reibungslos funktioniert ist es aber, trotz Bemühungen der Uni und kooperierender Einrichtungen, noch ein weiter Weg zur Familiengerechtigkeit, auf dem es das ein oder andere Hindernis zu überwinden gilt.

Unterstützung und Beratung erhalten Studierende mit Kind beim Studentenwerk Kiel (Kinderbetreuung, Sozialberatung und BAföG, Ausländische Studierende) und beim Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA). Gibt es Probleme in der Kommunikation mit Lehrenden, Anregungen oder Beschwerden ist der Familien-Service zuständig. Weitere Informationen zum Thema Familiengerechtigkeit und Studieren mit Kind, wie auch einen Überblick, an welche Stelle sich im konkreten Fall zu wenden ist, sind auf der Homepage des Familien-Service zu finden: http://www.uni-kiel.de/familienservice/

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