Politiker*innen müssen der Presse meist Fragen beantworten, die mit aktuellen Ereignissen, Forderungen aus der Wirtschaft oder Opposition oder Wahlen zusammenhängen. Die persönliche Seite unserer Volksvertreter und Volksvertreterinnen kennen wir hingegen kaum. In der neuen Reihe „Zwölf Fragen an…“ stellt DER ALBRECHT die Politiker*innen von einer etwas anderen Seite vor.

Herr Kubicki, wie sieht ein guter Tag für Sie aus?

Bei Sonnenschein mit meinem Boot auf der Kieler Förde schippern.

Wer ist Ihr Vorbild?

Es gibt Menschen, die mich beeindrucken, weil sie etwas können oder geschaffen haben, das mir nicht vergönnt war. Mein Bundesvorsitzender, Christian Lindner, zum Beispiel – ich bewundere die Tiefe, mit der er im zarten Alter von 38 Jahren Themen durchdenkt und rhetorisch auf den Punkt bringt. Wäre ich in seinem Alter schon so weit gewesen, was hätte aus mir werden können?

Was regt Sie so richtig auf?

Wenn man mir weismachen will, es gäbe keine Alternative zu einem bestimmten Vorgehen. Es gibt IMMER Alternativen. Entweder sind die Verantwortlichen zu bequem, danach zu suchen, oder sie wollen ihre Sicht auf die Dinge durchsetzen. In beiden Fällen verkaufen sie ihr Gegenüber für dumm.

Wenn Sie nicht in die Politik gegangen wären, was hätten Sie stattdessen gemacht?

Das ist eine interessante Frage, weil Sie unterstellen, dass Politiker zu sein, ein Beruf wäre. Dem ist aber nicht so. Man kann in der Politik sein und zusätzlich einen Beruf ausüben. Wenn es gut läuft, lernt man dort auch noch etwas über das ‚normale‘ Leben, über die Sorgen, Nöte und Probleme der Menschen.

Um Ihre Frage zu beantworten: Ich mache noch etwas anderes. Ich bin Rechtsanwalt in eigener Sozietät und mit aller Leidenschaft Strafverteidiger.

Was war der dramatischste Moment in Ihrer politischen Karriere?

Das war im September 2013, als die FDP knapp den Wiedereinzug in den Deutschen Bundestag verfehlte. Ich wusste, welch eine Kraftanstrengung der FDP insgesamt und auch dem Führungspersonal bevorstehen würde.

Woher kommen Ihre politischen Haltungen?

Meine politischen Haltungen entsprechen meinem Lebensgefühl: Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch in der Lage ist, selbst zu entscheiden, was das Beste für ihn ist. Der Staat gibt nur den Rahmen dafür vor, wie das entsprechend umzusetzen geht. Befähigung statt Bevormundung – daran glaube ich.

Was ist das beste Buch, das Sie je gelesen haben?

Das wäre das Buch Yes Minister. Die Tagebücher eines Kabinettministers der britischen Autoren Antony Jay und Jonathan Lynn. Es erzählt von den Bemühungen des britischen Ministers James Hacker, demokratisch, transparent, gerecht und sparsam – also bürgernah – zu regieren, wobei seine oft wenig ausgereiften Pläne von dem verbeamteten Staatssekretär Sir Humphrey immer wieder durchkreuzt werden. Es geht also um den Kampf eines Politikers gegen einen verkrusteten, traditionsbewussten Beamtenapparat – wie Don Quijote gegen die Windmühlen. Leider gibt es das Buch nicht mehr auf Deutsch zu kaufen. Aber dieser typisch trockene britische Humor, schwarz, mit Sarkasmus oder Ironie garniert, liegt mir einfach.

Woran denken Sie, wenn Sie nicht einschlafen können?

Es kommt gelegentlich vor, dass ich nicht einschlafen kann. Wenn ich spätabends nach einem 18-Stunden-Tag nach Hause komme, muss ich erst einmal runterfahren. Dann schaue ich mir einen Kriegsfilm an – das entspannt mich. Ich kämpfe dann sozusagen mit und verausgabe mich dermaßen, dass ich danach gut schlafen kann.

Was ist das Größte beziehungsweise Wichtigste, was Sie in der deutschen Gesellschaft/Politik bewirkt haben?

Das möchte ich einerseits als Landes-, andererseits als Bundespolitiker beantworten.

Wir haben in Schleswig-Holstein in der Zeit unserer Regierungsverantwortung die Schuldenbremse eingeführt, damit sich die Schuldenlast Schleswig-Holsteins in den nächsten Jahren reduziert und künftige Generationen entlastet werden. Wir haben damals außerdem mehrmals gezeigt – und das gegen alle Angriffe, vor allem aus den Reihen von Bündnis90/Die Grünen – dass es möglich ist, einen Landeshaushalt aufzustellen, der den strengsten Vorgaben der Schuldenbremse entspricht. Darauf bin ich als Landespolitiker stolz. Es schmerzt mich daher umso mehr, dass die derzeitige, noch amtierende Landesregierung durch ihr desaströses Vorgehen bei der HSH Nordbank nun dafür sorgt, dass der Landeshaushalt in der Zukunft durch weitere Schulden in Höhe von mehr als 16 Milliarden Euro zusätzlich belastet wird. Das ist unverantwortlich.

Als stellvertretender Bundesvorsitzender der Freien Demokraten antworte ich Ihnen, dass das wichtigste Ziel noch vor mir liegt: Gemeinsam mit vielen anderen Freien Demokraten kämpfe ich dafür, die FDP im Wahljahr 2017 wieder in den Bundestag zu bringen. Eine Stimme der Vernunft wird dort dringend gebraucht.

Was ist – Ihrer Meinung nach – die beste Lösung für die Probleme in unserer Gesellschaft?

Wir müssen feststellen, dass die Debatten über gesellschaftliche Fragestellungen insgesamt, zum Beispiel zur Inneren Sicherheit, der wirtschaftlichen Entwicklung und damit auch der Chancengleichheit, insbesondere aber über den Umgang mit Flüchtlingen, in der jüngeren Vergangenheit zu einem Auseinandertreiben unserer Gesellschaft geführt hat. Das ist eine gefährliche Entwicklung. Als Politiker müssen wir daher alles daran setzen, dass die Menschen wieder Vertrauen in staatliche Institutionen und die Umsetzung von Recht gewinnen. Wenn wir Andersdenkende in den Senkel stellen, weil uns ihre Meinung nicht gefällt, wie der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Ralf Stegner es tut, trägt das nur dazu bei, dass sich die Menschen abwenden. Jetzt schlägt die Stunde der Demokraten.

Was nimmt – Ihrer Meinung nach – zu viel Raum in der politischen Debatte ein?

Symboldebatten und Schaumschlägerei. Ich erlebe leider immer öfter, dass vermeintliche Problemlösungen in die Öffentlichkeit hinausposaunt werden, die einer näheren Betrachtung nicht Stand halten und auch völlig ungeeignet dafür sind, uns voran zu bringen.

Wovor fürchten Sie sich am meisten?

Ich fürchte mich nicht.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen wurden per E-Mail an den Gesprächspartner*innen beziehungsweise an die zuständigen Pressesprecher*innen geschickt und schriftlich beantwortet.

Foto: Klaus Weber/FDP

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