Wer den Namen ResteRitter hört, fragt sich sicher im ersten Moment, worum es sich dabei handelt. Ob der Name wohl Programm ist? Um das herauszufinden, hat sich DER ALBRECHT mit Oke Hansen, einem der drei Begründer der ResteRitter, auf ein Gespräch getroffen.
Um es schon einmal vorwegzunehmen: Ja, der Name ist tatsächlich Programm. Die ResteRitter, das sind Moritz Dietsch, Nick Eßwein und Oke Hansen, verarbeiten Lebensmittel, die zum Beispiel Druckstellen haben und so nicht mehr verkauft werden. Das Besondere ist hier jedoch, dass dieses Obst und Gemüse nicht einfach so weitergegeben wird – stattdessen werden in Eigenproduktion Fruchtaufstriche und Chutneys daraus gemacht.
Angefangen hat das Ganze als Projekt eines Seminars der AG GeoMedien an der CAU im Wintersemester 2016/2017. Im Rahmen dieses Projektes, in Kooperation mit der Alten Mu und Yooweedoo, haben die drei Studenten sich ein Konzept überlegt, das „die Welt besser machen soll“. Die ersten dort gesponnenen Ideen wurden in einem weiteren Seminar verfeinert. „Wir haben dann etwa ein halbes Jahr lang geplant, organisiert, uns Sachen überlegt. Es wurden auch schon Kontakte geknüpft. Wichtig war ebenso, sich die bestehenden Gesetze für solch eine Lebensmittelproduktion anzusehen“, sagt Oke. Als Resultat ihrer Arbeit konnten die drei Studenten dann am 1. September 2017 die ResteRitter offiziell als GbR eintragen.
Seither sind etwa 1 800 Gläser an regionalen Aufstrichen produziert worden. Wer jetzt denkt, dass da Externe in einer Industrieküche stehen und die Lebensmittel zu Fruchtaufstrichen und Chutneys kochen, der irrt. „Wir dürfen die Küche in der AWO Geschäftsstelle in Gaarden kostenfrei nutzen und kochen da dann selbst die Fruchtaufstriche“, so Oke. Das für die Aufstriche benötigte Obst und Gemüse beziehen die ResteRitter von einem Großhändler, der die Lebensmittel andernfalls an Tiere verfüttern oder wegwerfen müsste. Manchmal melden sich auch Privatpersonen, die selbst geerntetes Obst zur Verfügung stellen möchten. „Der Prozess dieses Rettens macht unsere Aufstriche nachhaltig“, sagt Oke ein bisschen stolz. Dadurch, dass nie die gleiche Sorte Obst oder Gemüse vor dem Wegwerfen bewahrt wird, gibt es auch die unterschiedlichsten Fruchtaufstriche und Chutneys, wie zum Beispiel Pfirsich-Amaretto oder Erdbeer-Banane. So können nicht nur mehr Lebensmittel verwendet werden, sondern auch das Angebotsspektrum erweitert sich. Dabei sind alle Aufstriche mindestens vegetarisch, manche sogar vegan.
Die Aufstriche werden in Kiel an verschiedenen Orten verkauft, so zum Beispiel in der Alten Mu oder bei unverpackt. Während der Festivalzeit wurde der Verkauf weiter ausgeweitet: Die drei Studenten packten ihre Aufstrichgläser und machten sich damit auf zu verschiedenen Festivals, um ihre Fruchtaufstriche dort von einem Stand aus unter das Volk zu bringen.
Um Aufmerksamkeit auf unsere Wegwerfgesellschaft zu lenken, veranstalten die ResteRitter zudem verschiedene Events. Dazu gehören der Festivalverkauf, aber auch sogenannte Schnippelpartys. Diese laufen unter dem Motto „Tanzen, trinken, kochen“ und sollen in entspannter Atmosphäre den Leuten die Nachhaltigkeit ein Stück näherbringen. Solch ein Event läuft etwa drei bis vier Stunden mit bis zu 150 Teilnehmern. Dort wird dann zusammen gefeiert und mit Foodsharing-Lebensmitteln gekocht.
Reich werden die ResteRitter mit ihrem Konzept (bisher) nicht. Der Erlös eines verkauften Glases geht an MachMittag e.V. und sorgt so dafür, dass Kieler Schulkinder ein gesichertes Mittagessen bekommen. Die Ritter selbst haben nichts von ihren Einnahmen. „Wir machen alles ehrenamtlich“, sagt Oke, „hoffen aber, dass wir vielleicht eines Tages auch davon leben können. „Wünschenswert wäre das allemal, denn würde es doch bedeuten, dass die Menschen sich öffnen und zugänglich für gerettete Lebensmittel werden – egal, ob da mal eine Druckstelle war oder nicht.
Falls Ihr jetzt auch gern so einen tollen Aufstrich probieren möchtet, könnt ihr hier Gläser erwerben: Alte Mu, Galerie Seepferdchen, AWO Geschäftsstelle in Gaarden, Pressezentrum am Dreiecksplatz, unverpackt und in der TragBar. Ein Glas kostet euch fünf Euro.

Weitere Infos über die ResteRitter erhaltet Ihr auf http://ResteRitter.de/


Bildquelle: Heidi Krautwald

 

Autor*in

Ann-Kathrin studiert Deutsch und Anglistik im Master an der CAU. Da sie nicht auf Lehramt studiert, hielt sie es für klug, im Oktober 2017 Teil der ALBRECHT Redaktion zu werden. Von Februar 2018 bis Februar 2019 war sie Leiterin des Ressorts Gesellschaft und übernahm dann bis Januar 2020 den Posten der stellvertretenden Chefredakteurin.

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