„Es zeigt sich in der Wissenschaftslandschaft, dass wir nur mit einem solchen Ansatz im Wettbewerb um Exzellenz erfolgreich sein werden“, sagte die Wissenschaftssekretärin Dr. Cordelia Andreßen laut einer Pressemitteilung der CAU über das 29 Millionen teure Gebäude. Dies gelte nicht nur für Drittmitteleinwerbung, sondern auch im Blick auf die Attraktivität für Nachwuchswissenschaftler, so Andreßen am zweiten Mai, während der symbolische Schlüssel vom Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) für die 3 100 Quadratmeter bestens ausgestattete Forschungsfläche an die CAU übergeben wurde.

Auf Grund der Form wird das Zentrum für Molekulare Biowissenschaft Amöbe genannt. (Foto: Mia Schumacher)

24 Millionen Euro kostete der Neubau das Land Schleswig-Holstein. Dagegen erscheinen die fünf Millionen, welche aus dem Zukunftsprogramm Wirtschaft und dem Schleswig-Holstein Fonds stammen, wie ein Schnäppchen. Die Gerüchte, dass der Etat nicht mehr für eine behindertengerechte Ausstattung gereicht habe, wird vom Gebäudemanagement Schleswig-Holstein dementiert: „Selbstverständlich ist das ZMB behindertengerecht. Das Gebäude ist bauaufsichtlich genehmigt worden, die bauaufsichtliche Nutzungsfreigabe liegt vor. Diese beinhaltet gleichzeitig immer auch die Prüfung, ob das Gebäude den Anforderungen des Behinderten- und Gleichstellungsgesetzes des Landes Schleswig-Holstein entspricht.“

Vorgesehen ist das Gebäude für die Medizinische, die Mathematisch-Naturwissenschaftliche und die Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät. „Das ZMB mit seinen verschiebbaren Wänden steht damit für die universitäre Forschung, die in Bewegung bleibt und die Grenzen zwischen Disziplinen auflöst“, sagte CAU-Präsident Fouquet in einer beinahe philosophischen Anwandlung. Neben den Fakultäten steht das Gebäude auch zahlreichen Projekten und „popgen“ zur Verfügung. Diese ist bundesweit die einzige Biobank, in der sich Proben zur Erforschung von Volkskrankheiten befinden. Eigens dafür wurde ein begehbarer Kälteschrank eingerichtet, der eine Temperatur von bis zu Minus 80 Grad erreicht.

„Darüber hinaus können sich junge Biotech-Unternehmen in einer Etage einmieten und den direkten Austausch mit Wissenschafterlinnen und Wissenschaftlern nutzen“, erklärt CAU-Vizepräsident Thomas Bosch.

Professor Stefan Schreiber, der Dekan der Medizinischen Fakultät, sagte laut CAU-Pressemitteilung: „Das ZMB ist nicht nur ein äußerlich sichtbares Zeichen, dass Schleswig-Holstein auch weiterhin in der molekulargenetischen Forschung am Menschen ein Leuchtturm sein will. Es ist auch eine notwendige Investition, um diese Forschung in die Zukunft zu führen“. Die Amöbe biete dafür gute Voraussetzungen. „In einem internationalen Rennen wird derzeit entschieden, wo das Wissen um die wirklichen Krankheitsursachen entsteht und zuerst in die Behandlung umgesetzt wird“, so Schreiber weiter. Verschiebbare Wände, aufteilbare Bereiche für Kommunikation und Begegnung, trotz aller Behauptungen eine behindertengerechte Ausstattung, DNA-Labore, die vollständige Entkopplung von Medien und Mobiliar.

All das hört sich nach den besten Voraussetzungen an, um den Nobelpreis nach Kiel zu holen – nicht von Kieler Studenten, aber vielleicht dürfen sie die Pipettenspitzen für die Creme de la Creme der nationalen und internationalen Wissenschaftler anreichen: Denn wie Frau Andreßen bereits richtig erkannt hat: Es geht an der CAU nicht darum, gute Wissenschaftler auszubilden, sondern bereits fertige herzulocken.

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