Die Wassersportszene in Kiel ist groß. Nicht nur Wind- und Kitesurfer, auch Wellenreiter finden hier ihre Nische. Da ist natürlich die Nachfrage an Material nicht gering, und es gibt einige Geschäfte, die dem nachkommen. Aber es kümmert nur selten jemanden, woher die Boards kommen und auch die Surfbranche unterscheidet sich da nicht wesentlich von anderen Industrien.

Zwei Menschen, sie heißen Stefan und Malte, hat das beschäftigt und seit 2010 gibt es den kleinen Laden namens „Greenroom Project“ in der Beseler Allee 64. Hier wird man wieder daran erinnert, was es denn eigentlich heißt, „surfen“, und um was wirklich es geht: Natur nämlich. Man ist draußen unterwegs und stets in direktem Kontakt mit der Wildnis – das wird manchmal vor lauter Fahrtwind und Hangloose ein bisschen vergessen. Die Jungs vom Greenroom Project haben sich ihren Namen zur Aufgabe gemacht und verkaufen neben Klamotten alles, was das Surfer-, Long- und Snowboarderherz erfüllt – in der ökologischen und nachhaltigen Version.

Wir haben einmal nachgeforscht.

Albrecht: Lieber Stefan, du bist also der Besitzer dieses schönen Surfshops?

Stefan: Ja genau, zusammen mit meinem Partner Malte, uns gehört ja auch SurfLine Kiel, das hier ist sozusagen der Tochterladen. Die Idee hatten wir als wir darüber nachdachten, wie wir der Natur etwas zurückgeben können, da wir uns mit unserer CO2-Bilanz (und die ist ja bei fast allen Surfern nicht die beste) nicht mehr so wohl in unserer Haut gefühlt haben. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Thema immer wichtiger und es sind viele Firmen an uns herangetreten, Kun_tiqi zum Beispiel, die umweltfreundlichere Produkte anbieten und verkaufen wollen. So entstand dieser Shop, der sich auf nachhaltige Ware ausrichtet.

Albrecht: Aus was für einem Material sind eure Surfbretter, was ist daran nachhaltig?

Stefan: Kun_tiqi baut die Bretter komplett aus Balsaholz, da ist kein EPS- oder PU-Schaum drin. Das Holz kommt aus Ecuador und wächst superschnell nach, das ist der eine Punkt und der andere ist die Langlebigkeit. Es gibt ja auch andere Bretter aus edlen Hölzern, die sind zwar langlebig, aber das Holz wächst nicht so schnell nach, da ist der Nachhaltigkeitsfaktor schon geringer. Das Harz besteht zu einem höheren Anteil aus natürlichen Ölen, nicht komplett aus Erdöl wie herkömmliches Epoxidharz. Das ist das gleiche Harz, welches auch Notox benutzt. Deren Boards sind aus EPS-Schaum, der ist bereits recycelt und alles, was beim Shapen an Abfall anfällt, wird auch wieder recycelt und anstatt Glasfaser wird Flachsfaser benutzt. Uns ist wichtig, dass die Waren nicht in Massen in China oder sonst wo billig produziert werden und es den Leuten egal ist, was mit den Arbeitern passiert. Notox produziert zum Beispiel in Frankreich in der Nähe von Biarritz, und da wird darauf geachtet, dass die Arbeiter entsprechend geschützt sind, mit super Abzugsvorrichtung…die haben da echt eine kleine Hightechfirma!

Albrecht: Aus was bestehen eure Neoprenanzüge? Herkömmliche Firmen stellen ja teilweise auch „nachhaltige“ Neos her…

Stefan: Das äußere Lining ist aus recyceltem Polyester. Und das Ding bei Patagonia ist die Merinowolle (als innere Schicht), die einfach an Neoprenmaterial spart. Das Schädliche an den Wetsuits ist halt das Neopren ansich, da für die Herstellung entweder große Mengen an Erdöl oder Kalkstein (limestone) benötigt werden, deren Abbau ja bekanntermaßen nicht sehr unweltfreundlich ist. Es gibt zur Zeit keine Alternative, aber man kann wenigstens den Verbrauch von Neopren über die Dicke und die Haltbarkeit reduzieren. Das ist der Ansatz der Patagonia-Neos.

Albrecht: Es gibt hier auch Snowboards, aus was sind die?

Stefan: Bei den Snowboards geht es zur Zeit darum, Hersteller im Programm zu haben, die FSC-zertifizierte Hölzer verwenden. Einige bieten auch zusätzlich recycelte Beläge, umweltfreundlichere Topsheets und Versiegelungen an.

Albrecht: Und ein bisschen aktiv seid ihr ja auch in der Longboardszene?

Stefan: Ja, aber das steckt noch ein bißchen in den Kinderschuhen. Wir haben erst ein paar Deckmarken, die nachhaltigere Konzepte haben, einiges an Zubehör und ein paar Wheel-Marken, die umweltfreundlicheres Urethan verwenden. Das wird nächstes Jahr aber mehr und dann geht´s ab…

Albrecht:…wenn die Rollrunde startet. Neulich bei dem Beach-Cleanup am Falckensteiner Strand ward ihr auch, zusammen mit der Surfrider Foundation. Findet so etwas öfter statt?

Stefan: Ja. Seit diesem Jahr arbeiten wir mit der Surfrider Foundation zusammen. Das wird es häufiger geben.

Albrecht: Ihr seid Mitglied bei 1% for the Planet – ein kleiner Abriss für Laien…

Stefan: Das bedeutet, dass wir 1% unserer Umsätze, also nicht nur vom Gewinn, an Umweltorganisationen spenden. Das ist ja eine richtige Organisation, das heißt, wenn man sich dazu verpflichtet, muss man es auch wirklich machen. Dafür darf man das 1% Logo benutzen, und die Leute sehen dann, dass wir uns für Umweltschutz einsetzen. Wir können uns selberaussuchen, welche Umweltorganisationen wir damit unterstützen. Teilweise werden wir auch angeschrieben, wenn die sehen, dass wir Mitglied sind. Das ist alles mögliche: Förderungswürdige Projekte, wie zum Beispiel Oceancare, aber auch z.B. die Erhaltung von Mooren in Russland.

Bei Opening Parties haben wir Spenden gesammelt, die ersten beiden Male gingen sie an Greenpeace, die diesjährigen Flohmarktspenden bekam Sea Shepherd.

Albrecht: Möchtest du der surfenden Bevölkerung noch etwas mitgeben?

Stefan: Wenn alle Surfer oder besser Boardsportler sich nur ein wenig für die Natur engagieren würden, sei es dadurch etwas Müll vom Strand mitzunehmen, mal ein Fahrgemeinschaft zu bilden, eine kleine Spende an Sea-Shepherd zu schicken oder oder oder würde das verdammt viel bewegen. Und kauft bessere Produkte, gerne auch bei uns!

Albrecht: Vielen Dank dir für das Gespräch! Und wer noch mehr will schaut hier: www.thegreenroomproject.de

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