Manic Street Preachers
Everything Must Go
20. Mai 1996
Epic Records

Viele Menschen sind schon bei dem Versuch gescheitert, einen Kanon zu entwerfen. Die Auswahl der bedeutenden, exemplarischen, wegbereitenden Werke einer Gattung zu benennen ist anstrengend, zeitaufwendig und in den meisten Fällen nicht lange gültig. Welcher Literaturkanon wurde nicht nach dem Erscheinen von Faserland umgeschrieben? Auch mit der Musik verhält es sich so. Es führt kein Weg am Britpop vorbei, Oasis und Blur sind da zu nennen, doch auch Pulp und Suede haben ihre Daseinsberechtigung verdient. Oberflächlich genügen diese vier vielen, sofern The Verve denn auch kurz erwähnt wird, für den Eiskalte Engel-Soundtrack hat es ja auch gereicht. Über 20 Jahre später verschwinden von den meisten Listen dann Pulp und Suede, dafür dominieren Oasis und Blur nun, schließlich kann jeder Wonderwall und Song 2 mitsingen, ungeachtet der Tatsache, dass diese Lieder jeweils zu den schlechteren der Bands gehören. Doch Obacht, die Manic Street Preachers dürfen nicht vergessen werden, ihre Scheibe Everything Must Go gehört in jedes CD-Regal, das diesen Namen verdient (oder Spotify-Sammlung, ihr Kulturbanausen). Das vierte Album der walisischen Band gilt gemeinhin als ihr bestes. Ist der hedonistische Konsens der Millenials denn je besser umrissen worden als in A Design For Life? Hat denn je jemand eine Hausparty, einen Discobesuch oder unseren naiven, jugendlichen Zeitgeist im Schatten von tinder, lovoo, Grindr, tumblr entgegen je besser zusammengefasst als James Dean Bradfield, wenn er resümiert und „We don‘t talk about love / We only wanna get drunk“ ausruft?

Autor*in

Paul war seit Ende 2012 Teil der Redaktion. Neben der Gestaltung des Layouts schrieb Paul gerne Kommentare und ließ die Weltöffentlichkeit an seiner Meinung teilhaben. In seiner Freizeit studierte Paul Deutsch und Anglistik an der CAU.

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