Am 27. April fand zum 15. Mal das Koch-Event rudirockt in Kiel statt. Um die 800 Kieler*innen haben dieses Mal daran teilgenommen. Wem dieser ominöse Name nichts sagt, der sei zum einen beruhigt, da dieses Event noch nicht jedem bekannt ist, zum anderen gibt es für ihn oder sie hier eine kurze Beschreibung: Bei rudirockt kochen Zweierteams jeweils eine Vorspeise, einen Hauptgang oder einen Nachtisch. Um die verschiedenen Gänge zu erleben, muss eine vorher zugewiesene Route abgelaufen werden. Diese wird aus allen online angemeldeten Teilnehmern über einen Algorithmus erstellt. So wird sichergestellt, dass alle Teams Haushalte in ihrer Nähe besuchen. Über den Abend verteilt lernen sich so zu jedem Gang drei neue Teams kennen.

Dass es bei rudirockt weniger um das Kochen an sich als um das Kennenlernen neuer Leute geht, war uns als erstmaligen Teilnehmern nicht bewusst. Nachdem ich panisch eine Blumenkohl-Creme-Suppe kredenzt und mein (Koch-)Partner entspannt die Wohnung aufgeräumt hatte, kamen fast pünktlich um 18.30 Uhr unsere Gäste. Da das Essen an sich nach gut einer halben Stunde vorbei war, es angeblich allen schmeckte, und sich die drei Gruppen erst eine gute Stunde später zum nächsten Gang aufmachen mussten, galt es, alle gastgeberischen Fähigkeiten aufzutrumpfen, die so im Laufe der Jahre verinnerlicht worden waren. Der Smalltalktopf, gefüllt mit „Was studiert ihr so?“ und „Woher kommt ihr ursprünglich?“, wurde herumgereicht und bis auf den letzten Rest ausgelöffelt. Nichtsdestotrotz kamen nette Gespräche zustande, sodass sich alle fast ein wenig zu spät zu ihrem nächsten Team aufmachten.

Ein mir bis dahin unbekanntes Phänomen von rudirockt: Sieht man gegen 20 Uhr Zweierpaare verwirrt auf Hausnummern und Klingelschilder starren, kann man sich fast sicher sein, dass es sich um Teilnehmende handelt. Während mein (Koch-)Partner und ich also auf dem Weg zur nächsten Location waren, fielen uns zwei Frauen auf, die glucksend und eventuell auch leicht schwankend vor uns liefen. Wir ahnten, dass dies ein Team unserer nächsten Gruppe sein würde. So traf man sich also am Klingelschild. Im Gegensatz zu uns gab es bei diesem Team schon zur Vorspeise Alkohol. Der Zauber dessen ist jedoch nicht zu verachten, denn die beiden Damen waren äußerst gesprächig und gut drauf, sodass wir schon im Treppenhaus ins Gespräch kamen. Während das Gastgeberteam sich etwas bedeckt hielt und noch völlig im Kochmodus war, setzten wir übrigen vier uns an den Tisch und begannen das Trinken – mäßig, aber effektiv. Das Schöne an rudirockt ist, mit wildfremden Menschen ins Gespräch zu kommen, die man sonst wahrscheinlich niemals kennengelernt hätte. Und da Kiel nun einmal ein Dorf ist, dauerte es natürlich nicht lange, bis die Frage „Kennst du eigentlich XY?“ aufkam, diese mit „JA!“ beantwortet und mit einem Gruppenfoto für besagten XY beendet wurde. Nach einem tollen Hauptgang und noch tollerem Gin Tonic waren wir fast traurig, dass sich die Gruppe kurz vor 22 Uhr auflösen musste, um sich mit den nächsten Teams zu treffen. Nachdem sich alle einmal umarmt hatten, ging es also weiter.

Zweites rudirockt-Phänomen: Der Gast ist da – aber der Gastgeber nicht. An unserem letzten Stopp mussten wir gut zehn Minuten auf die Gastgeber warten, was in Anbetracht des wahrscheinlich überall vorkommenden Alkoholflusses irgendwie nachvollziehbar war. Unsere letzten Gastgeber waren die uns bisher am charakterlich unähnlichsten, dennoch kamen wir schnell ins Gespräch. Während mein (Koch-)Partner in jeder vorherigen Konstellation der einzige Mann war, war ich in der letzten Gruppe die einzige Frau. Es ist seltsam, dass anscheinend so wenig Männer mitmachen, wäre dies doch eine tolle Gelegenheit für Singlemänner, eine*n potentielle*n Partner*in kennenzulernen. Nachdem das Gespräch nach dem Nachtisch (Brownies mit Eis) in das Thema der, für mich leider völlig uninteressanten, Technikwelt abdriftete, nahm mein (Koch-)Partner sich ein Herz und stieß das von den Gastgebern zu Beginn vorgeschlagene Bierpong an. Alle freuten sich über die erneute Möglichkeit zu trinken. Drittes rudirockt-Phänomen: Man lernt noch was fürs Leben. Als wir besagtes Bierpong vorbereiteten, kam einer der Gastgeber mit einem Wäscheständer in den Flur: Die weichen Plastikbecher lassen sich wunderbar zwischen die Leinen klemmen.

Rudirockt ist eine tolle Erfahrung für alle, die Spaß daran haben, neue Leute kennenzulernen und sich nicht daran stören, für Fremde die Haustür zu öffnen. Wir sind völlig offen an das Event herangegangen und wurden nicht enttäuscht. In jeder der drei Gruppen sind wir gut zurechtgekommen, es gab keine Person, mit der wir uns nicht verstanden. Leckeres Essen gab es auch noch. Was will man mehr als gute Gesellschaft und gutes Essen? Und den Wäscheständer-Hack fürs Bierpong merke ich mir auf jeden Fall.


Titelbild: Wiki Commons, Wikimedia Finland

Autor*in

Ann-Kathrin studiert Deutsch und Anglistik im Master an der CAU. Da sie nicht auf Lehramt studiert, hielt sie es für klug, im Oktober 2017 Teil der ALBRECHT Redaktion zu werden. Von Februar 2018 bis Februar 2019 war sie Leiterin des Ressorts Gesellschaft und übernahm dann bis Januar 2020 den Posten der stellvertretenden Chefredakteurin.

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