Die Gorch Fock auf der Windjammerparade 2009. foto: Lh-Kiel.

„Wie eine Worldcup-Regatta, mit den weltbesten Seglern, ein Gefühl wie bei der Weltmeisterschaft“ – so beschreibt Klaus Lahme vom Norddeutschen Regattaverein das Gefühl, bei der Kieler Woche an den Start zu gehen. Gerne erinnert er sich daran, wie er selbst 1993 die „Laser Klasse“ – die größte olympische Klasse – gewonnen hat. „Ein einzigartiges Erlebnis!“

Während die meisten Studenten die Kieler Woche mit Unifrei, Partyzelten und Straßenparty in der Eggerstedtstraße verbinden, ist es für viele doch das Sportereignis des Jahres: Denn ursprünglich ist die Kieler Woche das Ereignis des Jahres für alle Segler und Segelsportinteressierte. Und das schon seit 129 Jahren. Am 23. Juli 1882 starteten 20 Yachten zu der ersten größeren Regatta in Kiel – die Geburtsstunde der Kieler Woche. Der Versuch des Norddeutschen Regattavereins (NRV) aus Hamburg, eine Regatta außerhalb Hamburgs zu organisieren, wurde zum Erfolg!

Bis 1888 hatte der NRV das noch namenlose Segelereignis allein organisiert, heute stellen es die vier größten Segelvereine Deutschlands auf die Beine. Neben dem NRV sind das der Hamburger Segelclub, der Verein Seglerhaus am Wannsee aus Berlin und der Kieler Yacht-Club. 1972 feiert die Kieler Woche 90-jähriges Jubiläum und zum zweiten Mal wurden auch die olympischen Segelwettbewerbe in Kiel ausgetragen (erstmalig 1936). Aus einer Wettfahrt von Marineoffizieren und Kaufleuten wurde so eine mehrtägige Regattaserie mit internationaler Beteiligung – und Kiel zur Welthauptstadt des Segelns.

Die örtliche Zeitung prägte dafür den Begriff „Kieler Woche“. „Heute ist sie das weltgrößte Segelereignis, auf dem sich die weltbesten Segler treffen. Jeder Segler, der etwas auf sich hält, sollte mal bei einer Regatta mitgefahren sein“, so formuliert es der segelbegeisterte Klaus Lahme. Draußen im Olympiahafen in Schilksee, 13 Kilometer von der Kiellinie entfernt, treffen sie sich alle Jahre wieder im Juni: die rund 5000 Segler und Surfer aus über 60 Nationen mit ihren zirka 2000 Jollen, Segelbooten und Surfbrettern aus 45 verschiedenen Bootsklassen. 400 Starts haben sie auf der Innen- und Außenförde.

Das sind große Zahlen, die die Dimension dieser Veranstaltung veranschaulichen. Das Windsportprogramm lässt sich in zwei Bereiche aufteilen. Der eine ist das Traditionssegeln mit der Windjammerparade, der Marine-Kutterregatta und den Kutterraces. Von internationaler Bedeutung ist aber der Bereich des Sportsegelns. Im ersten Teil der Kieler Woche finden in den zehn olympischen Bootsklassen Olympiaqualifikationen statt.

Keine Kieler Woche ohne die traditionelle Windjammerparade foto: Lh-Kiel.

Ab Mittwoch starten die Segler der internationalen Klassen, wie zum Beispiel die Katamaranklasse A-Cat und die Jollenklasse Pirat.Damit ändert sich auch die Stimmung in Schilksee: „Bei den internationalen Klassen wird mehr gefeiert, da ist dann richtig was los!“, so eine Seglerin begeistert. Im Olympiahafen in Schilksee sind Bierstände, Currywurstbuden und ein kleines Diskozelt zu finden. Wer sich die sportlichen Veranstaltungen anschauen möchte, muss also trotzdem auf nichts verzichten. Noch näher an das Wettkampfgeschehen heran kommen die Zuschauer auf den Regatta- Begleitfahrten. Auf Traditionsseglern, den Fördedampfern, den großen Fähren oder der MS Hamburg, dem offiziellen Kieler-Woche-Schiff, können Segelfans mitfahren.

Eins ist klar: Auch wenn bei der Kieler Woche mit ihren dreieinhalb Millionen Besuchern das Segeln oft aus dem Blick gerät und mehr die Buden und Stände, als die Schiffe im Vordergrund stehen, ist das Segeln das Herz der gesamten Veranstaltung. Nicht nur für Weltmeister und Olympiasieger, auch für Segelfans und Neueinsteiger ist die Kieler Woche Pflicht. Weitere Informationen zur Regattabegleitung gibt es bei der Tourist-Information Kiel unter 0431/679100.

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