Wenn sich mal wieder das Alleinsein, ob kurz oder lang, eingestellt haben sollte geht man manchmal ungewöhnliche oder unbekannte Wege, um jemanden kennenzulernen. Eine dieser Möglichkeiten stellt seit einiger Zeit das Speeddating bei Jack’s Kitchen dar. Dort treffen sich an jedem ersten Samstag im Monat kontaktfreudige Menschen, um ganz zwanglos andere Menschen kennen zu lernen. Um all den Unentschlossenen dort draußen einen Einblick in dieses Großereignis des Kennenlernens zu geben, war der ALBRECHT am Schauplatz des Geschehens.

Aus diesem Grunde fand ich mich als Vertreter der Hochschulzeitung an diesem Schauplatz lustiger Geselligkeit am dritten November 2012 ein, um so dem bunten Treiben beizuwohnen. Nachdem ich mich zu Hause noch mit einer doppelten Portion Fishermans präpariert hatte, ging ich mit einer gewissen inneren Unruhe los. Noch auf dem Weg zu Jack’s Kitchen entschied ich mich innerlich doch noch um, weg von der Idee einer aktiven Teilnahme und hin zum reinen Beobachten. Gesagt, getan saß ich kurz darauf im bereits reichlich mit Gästen bevölkerten Restaurant am Westring und freute mich auf ergiebige Gespräche mit den Teilnehmern der Kennenlernrunde. Das generelle Prinzip des Abends ist denkbar einfach, wie mir die Restaurantleiterin und Initiatorin Saskia Schlicker kompetent erklärte. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden sich bis etwa 21.30 Uhr im Jack’s Kitchen ein. Dann werden an alle die Namensschilder ausgeteilt. Darüber hinaus bekommt jeder eine Notizmappe, um sich zu den Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern Notizen machen zu können. Versehen mit ihrem Namensschild, nehmen alle Teilnehmer ihre Plätze ein. Zu Beginn der ersten Runde wird an alle ein Glas Prosecco, als kleiner „Mutschluck“ und Zungenlöser verteilt, damit gleich gute Stimmung aufkommen kann. Anschließend kommt Saskia an den Rand der aufgereihten Tische und läutet mit einer Glocke den Start ein. Das Rotationsprinzip ist dabei einseitig, indem die Damen an ihren Tischen sitzen bleiben und die Herren pro Runde immer einen Platz weiterrücken. „So können wir einfach sicherstellen, dass alles entspannt abläuft und jeder jeden einmal kennenlernen kann. Mehr Einfluss nehmen wir dabei aber nicht, denn das Kribbeln und der Spaß kommen von ganz alleine auf!“, fasst Saskia die Idee zusammen. Pro Runde hat dann jedes (potenzielle) Pärchen vier Minuten Zeit, um sich kennenzulernen und Notizen zu den jeweiligen Personen zu machen.

Nachdem sukzessiv die Plauderwilligen erschienen und ich das Ankommen von meinem Beobachtungsposten an der Bar aus überschaute, eröffnete mir Saskia recht unverhofft, dass ich unbedingt teilnehmen müsse, weil noch ein Mann zu wenig da sei. Nolens volens willigte ich, doch noch ein wenig überrascht, in das nette Angebot ein. So weit so gut, fand ich mich unvermittelt inmitten des Geschehens und quasselte mich kurze Zeit später von Tisch zu Tisch. Dabei fiel mir die Kommunikation nach einigen kleinen Anlaufschwierigkeiten von Runde zu Runde immer leichter, weil die Ansage, dass ich doch nur einen Artikel schreiben wolle, schnell für Gesprächsstoff sorgte und ich so einfach munter darauflosquatschen konnte.

Zeit um die anderen Flirtkandidaten zu beobachten blieb dank der lustigen und wechselhaften Gespräche aber kaum. Die Gruppe der weiblichen Teilnehmerinnen war erstaunlich breit gestreut: Etwa 60 Prozent waren zwischen 20 und 30 Jahren und meist Studentinnen, während es bei dem Rest auch einige Nichtstudentinnen zwischen 30 und 40 Jahren gab. Eine ähnliche Streuung ergab sich auch beim Überblicken des männlichen Personeninventares, das ebenso bunt gemischt war. Jedoch schon nach den ersten drei Tischen zeigten sich relativ schnell erste Ermüdungserscheinungen bei mir, weil sogar mein gottgegebenes Redetalent und die Spannkraft meiner Stimmbänder, in die verbalen Knie zu gehen begannen. Auf die von mir diverse Male  gestellte Frage, was Frau denn hier so suche, erhielt ich oft die Antwort, dass man es „einfach mal ausprobieren wolle und mit ein paar Freundinnen hier“ sei. Diese Aussagen decken sich dabei auch mit der generellen Einschätzung Saskias: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Frauen da definitiv offener sind und unverkrampft einfach mal mitmachen“. Daher rührt wohl auch die manchmal zu geringe Anzahl an männlichen Teilnehmern, die sich dann erst kurz vor dem Termin erhöht. „Die Herren sollten einfach mutiger sein, denn es könnte ja die Richtige dabei sein! Es ist immer sehr lustig, was auch viele Teilnehmer berichten, zumal es ja auch egal ist wo man sich kennenlernt. Hauptsache es passt!“. Insgesamt seien laut Saskia aber die Rückmeldungen sehr positiv, wodurch  auch einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer wiederholt kämen. Aus einigen dieser Flirtabende sind daher auch schon diverse Beziehungen entstanden und demnächst soll es sogar die erste Hochzeit zweier Teilnehmer geben.

Doch zurück zu meiner persönlichen Reise nach Jerusalem. Nach Tisch Nummer sieben oder acht war ich wirklich recht leergeredet und schaute das ein oder andere Mal ersehnend auf die Theke mit den kühlen Getränken. Nachdem ich schließlich viele nette und lustige Gespräche hatte und oftmals die Unterhaltung von meiner Seite aus durch den einen oder anderen Lacher bereichern konnte, war das Erreichen des Zieles meiner Reise wohlverdient. Am Ende dieses redseligen Abends fand dann wie immer noch ein nettes und  gemütliches Ausklingen zu Pizzabrötchen statt, bei dem noch viele Gäste in kleineren und größeren Gruppen zusammen sitzen blieben und sich weiter entspannt unterhielten und die Stimmung genossen.  So blieb mir auch noch Zeit für mein persönliches Fazit. Es kamen wirklich viele sympathische Menschen zusammen, die sich in schöner Party- und Bar-Atmosphäre ganz ungezwungen kennengelernt haben. Meine ursprüngliche Erwartung, von einem etwas verkrampften Beisammensitzen und Standardfragen, erfüllte sich übrigens überhaupt nicht, sondern es entpuppte sich alles als absolut gelungener Abend. Auch waren viele attraktive Singles bei diesem Kennenlernereignis zu sehen. Naja, das Auge isst ja bekanntlich immer mit. Für mich endete der Abend übrigens ohne eine einzige Telefonnummer, weil ich selbst keine Dame auf meinen Zettel geschrieben hatte, denn nur bei gegenseitiger Namensnennung findet der Kontaktdatenaustausch statt. Diesmal war eben für mich nicht die passende Dame dabei. Insgesamt kam ich doch noch zu einem sehr redseligen und unterhaltsamen Abend, der mich wieder mal belehrte, dass Mann auch mal Neues wagen darf. Es gibt nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen. Ein weiterer Besuch lohnt sich für mich in jedem Falle, aber auch für all diejenigen, die noch auf der Suche sind. Das Ende der Reise ist noch nicht auszumachen!

Autor*in
Share.
Leave A Reply