Die meisten Studierenden kennen dieses Lächeln – Doch wer steckt eigentlich dahinter?  

Im Laufe eines Studiums treffen wir unzählige Menschen. Auf dem Campus huschen wir geistesabwesend aneinander vorbei, ohne uns wirklich zu begegnen. Die Masse an Personen, der wir täglich über den Weg laufen, ist nun einmal zu riesig, als dass jedes einzelne Gesicht abgespeichert werden könnte. Eines sticht im Uni-Alltag jedoch besonders hervor. Und zwar durch ein stetes Lächeln.  

Dieses Lächeln gehört Fynn. Dem jungen Mann, der den Besucher:innen der Mensa I die Tabletts abnimmt. Es sind manchmal um die 2 000 Menschen, denen Fynn an einem Tag begegnet. Bei so einer Menge braucht es Kraft, das Individuum nicht aus den Augen zu verlieren. Trotzdem schafft es Fynn immer wieder, den Besucher:innen ein Lächeln zu schenken und ihnen einen schönen Tag zu wünschen. Und das seit 2018, auch wenn er während der Pandemie zwischenzeitlich freigestellt werden musste.  

„Wenn du jeden Tag freundlich zu den Menschen bist, und dann steht jemand auf der anderen Seite der Mensa auf, läuft zu dir rüber und fängt an zu grinsen: Das ist ein gutes Gefühl, das macht Spaß“, sagt Fynn und zieht an seiner selbstgedrehten Zigarette. Obwohl Fynn in seinem Job täglich auf etliche Leute trifft, hält er sich selbst für einen recht schüchternen Typen. Wie das zusammenpasse? „Die kommen ja alle auf mich zu, dadurch fällt es mir viel leichter.“ 

Fynn ist 28 Jahre alt und kommt aus einem kleinen schleswig-holsteinischen Dorf. Die Art von Dorf, wo der Bus gelegentlich nicht fährt, weil Kühe auf der Straße rumstehen. Nach seinem Fachabitur im kaufmännischen Bereich zog es ihn nach Kiel, wo sich Fynn seinem Berufswunsch widmen wollte. „Seit meiner Kindheit wollte ich in die IT, dann habe ich ein Praktikum in der IT gemacht und es hat mir überhaupt nicht gefallen.“ Festzustellen, dass sein jahrelanges Berufsziel überhaupt nichts für ihn ist, hat Fynn schwer belastet. Etwas später kam dann ein FSJ bei der Stiftung Drachensee. Und weil er im Anschluss daran keine Lust hatte, sofort eine große Karriere zu starten, sah der Job in der Mensa fürs Erste recht attraktiv aus. 

Und dieser Job macht Fynn Spaß, auch wenn er damit zuerst gar nicht gerechnet hatte. Das liegt vor allem daran, dass die Studierendenschaft die Freundlichkeit, mit der Fynn ihr täglich begegnet, zurückgibt: „Ich glaube, es gibt keinen, der mir nicht einen schönen Tag zurückwünscht. Selbst die Grimmigen sind irgendwann gebrochen und grüßen zurück.“  

Wenn Fynn nicht bei der Arbeit ist, verbringt er seine Freizeit vor allem mit Lesen: Von Horror, Sci-Fi und Fantasy bis Philosophie, Biografien und Historischem ist alles dabei. Darüber hinaus zockt er Videospiele, vor allem Strategiespiele, und liebt verschiedenste Musik. Aber den größten Teil seiner Zeit verbringt er damit, nachzudenken: „Wenn ich etwas nicht verstehe, möchte ich es verstehen. Ich bilde mich gerne weiter. Ich bin eine Art Küchenphilosoph, wenn man so will.“  

Da Fynn mit Prüfungen und Selbstdisziplin nicht besonders gut klarkommt, wäre das klassische Vollzeitstudium an der Uni wohl nichts für ihn. Dafür möchte er bald ein Fernstudium in Wirtschaftspsychologie beginnen. Vielleicht wird er uns dann so lange erhalten bleiben, dass er, wie auch sein Vorgänger, der Mensa-Pirat, einen liebevollen Spitznamen versehrt bekommt. Ihm ist das egal, sofern er nicht „Fynni“ genannt wird. Sein halb-ernstgemeinter Vorschlag: Der Bandjunge.  

Zuletzt frage ich den Bandjungen, ob er einen Appell äußern möchte, dass doch bitte alle ihr Besteck aufs Tablett legen. „Um meine Kolleg:innen zu ärgern, vielleicht lieber nicht“, sagt er lachend. „Aber man kann mir gerne Musiktipps geben. Ich mag es, neue Musik zu entdecken.“ Und er würde gerne den Verfasser oder die Verfasserin einer kürzlich abgegebenen Beschwerde kennenlernen. In dieser wird verlangt, „dass der nette junge Mann von der Geschirrabgabe doch auch ein paar Mal die Woche in der Mensa II vorbeischauen solle.“ 

Fynn ist bei der HSG, dem für die Reinigung zuständigen Tochterunternehmen des Studentenwerks, angestellt.

Autor*in

Jebril ist 22 Jahre alt und studiert seit einer gefühlten Ewigkeit Philosophie und Anglistik. In seiner Freizeit fotografiert er gerne, verbringt Zeit mit seinen Freunden, spielt gerne Schach und ist leidenschaftlicher Fahrradfahrer. Beim Albrecht ist er für das Ressort Hochschule tätig.

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