Wie aus einem Traum und etwas Musik ein Buch entsteht 

Rückblickend betrachtet habe ich die Nase schon immer in Büchern gehabt. Mal mehr, mal weniger, aber Bücher und Geschichten begleiten mich schon mein gesamtes Leben. Vor drei Jahren bin ich auf Bookstagram gestoßen – eine Bubble Instagrams, die Geschichtenliebhaber:innen und Leseratten beheimatet. Als sehr introvertierter Mensch, der wenig Zeit außerhalb der eigenen vier Wände verbringt, sind die Bücher mein Rückzugsort. Jede freie Minute verbringe ich in Fantasywelten oder Liebesgeschichten, aber ich hatte nie selbst den Wunsch, ein Buch zu schreiben und es veröffentlichen zu wollen.  

Von der Idee… 

Doch plötzlich war Anfang 2021 eine Idee in meinem Kopf. Und das alles nur wegen eines einzelnen Traumes. Ich schrieb den Traum auf und in meinem Kopf wurde aus diesem Traum eine umfangreichere Geschichte. Wie im Rausch schossen mir neue Ideen und Informationen in den Kopf und alles fand seinen Platz in der Notizenapp meines Handys – mein Lebensretter. Denn eines merkte ich schnell: Was ich nicht aufschrieb, war vergessen.  

Ich hatte direkt am Anfang das Wichtigste für einen New Adult Romance Roman im Kopf: den Konflikt. Das, was kurz vor dem Ende dafür sorgt, dass eben doch nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Inspiriert durch weitere Träume und sehr viel Musik, die ich einfach zufällig auf Spotify hörte, entstand aus diesem Konflikt eine gesamte Geschichte, zwei Charaktere und deren Eigenschaften. Ich habe mich gefragt, wie ihre Familien aufgestellt sind, wie sie sozialisiert sind, was sie in ihrer Freizeit machen… Nur der Handlungsort stand von vornherein fest. Mein Buch sollte in Oxford spielen, der Stadt, an die ich vor neun Jahren mein Herz verloren habe.  

… zum Buch 

Aber wie fing ich am besten an? Beim Schreiben gibt es die Pantser und Plotter. Die ersten schreiben einfach drauf los, haben vielleicht eine grobe Idee, lassen sich sonst aber einfach von den Charakteren führen. Plotter hingegen überlegen sich vorher, was alles genau in ihrem Buch passieren soll. Ich dachte immer, mir reichen grobe Eckdaten und den Rest machen schon meine Charaktere auf dem Weg zum Ende. Also schrieb ich einfach drauflos. Meine Protagonistin kam in Oxford an, traf auf ihren Bruder, der Protagonist wird in seinem ersten Kapitel mit Stress konfrontiert. Die ersten Wörter flossen aus mir heraus und es lief – jedenfalls bis zum dritten Kapitel. Dort traf ich auf die erste Hürde, die erste Ungereimtheit, die ich in meiner groben Planung nicht bedacht hatte. Es brauchte zwei Wochen, bis diese Wand vor meinen Gedanken verschwand und ich weiterschreiben konnte – nur, um zwanzig Seiten später auf die nächste Wand zu treffen. Diesmal dauerte es fast drei Monate, bis ich mein Manuskript wieder öffnete. 

Die Wände blockierten meine Gedanken und immer wieder schlich ein Satz in meinen Kopf: „Lass es. Du kannst einfach kein Buch schreiben, wenn du schon direkt am Anfang so scheiterst.” Aber mein Wunsch, diese Geschichte irgendwann einmal in einer Buchhandlung zu sehen, war größer. Vor drei Wochen öffnete ich das Dokument und sah mir an, was ich geschafft hatte. Einfach schreiben funktionierte für mich offensichtlich nicht, ich brauchte eine Leitleine, an der ich mich festhalten konnte. Also entschied ich mich – nach einem kleinen Tipp von einer befreundeten und erfolgreichen Autorin – für einen Kapitelplan. Ich schrieb die Konflikte auf Karteikarten und dazu einzelne Szenen, die mich zu diesen Konflikten brachten. Und siehe da: Ich hatte einen Plan mit groben Notizen für 39 einzelne Kapitel. Ich schrieb den Plan an einem Nachmittag und mein Kopf fühlte sich so frei von Wänden und Hürden an! Ich war wieder motiviert, weiterzuschreiben. 

Wenn es doch nur so einfach wäre 

Es dauerte ein halbes Kapitel, bis mir eine Sache auffiel: Ich schrieb einen Liebesroman und was hatte ich vergessen? Wie und vor allem wann sich die Protagonist:innen verlieben sollten. Wann sie sich küssen sollten, wann es zur Sexszene kam, die für das Genre typisch war. Ich hatte mich zu sehr auf die Konflikte konzentriert und alles rund um die Liebe vergessen.  

Jedoch blockierte mich diese Erkenntnis dieses Mal nicht. Mein Kapitelplan ist nicht in Stein gemeißelt, ich kann jederzeit neue Szenen einfügen oder Szenen verschieben. Er dient mir als roter Faden, der mir aber dennoch genug Freiraum gibt, auf neue Gegebenheiten und Ideen zu reagieren. Die fehlenden Szenen schrieb ich an den Rand meines Manuskriptes, damit ich sie nicht vergaß. Es fühlte sich nicht richtig an, den Gefühlen der Protagonist:innen schon einen festen Platz zu geben. Denn auch, wenn es absolut verrückt klingt: In meinem Kopf gibt es meine beiden Charaktere wirklich. Sie haben eine eigene Stimme und vor allem einen eigenen Willen. Sie entwickeln sich beim Schreiben und ich werde mich, was ihre Beziehung zueinander angeht, einfach von ihnen leiten lassen.  

Aller Anfang ist schwer 

Im Moment umfasst mein Projekt 25 000 Wörter. Zur Orientierung: Ein Buch mit 400 Seiten hat ungefähr 90 000 Wörter, je nach Formatierung. Ich stehe noch am Anfang meiner Geschichte, aber ich habe bereits jetzt unglaublich viel über das Schreiben, meine Charaktere und mich selbst gelernt. Das Schreiben ist ein Handwerk, das gelernt werden will. Dass mich die ersten Hürden nicht von meiner Idee und meinem Traum abgebracht haben, erfüllt mich mit Stolz und ich freue mich auf die kommende Reise mit meinen Protagonist:innen. 

Autor*in

Rebecca ist 27 Jahre alt, studiert Deutsch und Philosophie im Profil Fachergänzung und ist seit Oktober 2018 beim ALBRECHT. Sie schreibt Artikel für alle Ressorts, vorzugsweise welche, in denen sie sich aufregen kann. Von Januar 2019 bis Januar 2022 leitete sie das Lektorat.

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