Schlimmer als Mordor, ein Flecken ‘Nichts’ auf der Karte oder ‚das schlechtere Kiel’ – viele verachtende Bemerkungen konnte sich das Ostufer unserer Stadt schon anhören. Klar, es ist nicht die Perle der Urbanisierung. Es kommt an keine Königsallee der Welt ran. Doch trotz des Rufes steckt viel mehr in der anderen Seite der Förde. 

Die Uni, die Berger und die Holtenauer: Die Highlights Kiels sind im Westen. In der ‚besseren‘ Hälfte der Stadt: dem Zentrum der Kultur, Bildung und Unterhaltung. Diese arrogante Haltung vertreten viele, wenn nicht sogar die meisten Kieler:innen. Im Osten liegt Gaarden. Der Schandfleck der Stadt. Der Ort, wo die Mieten nicht ohne Grund billiger sind. 

All dies sind Vorurteile. Ja, der Osten von Kiel ist weniger ordentlich und feiern oder shoppen ist auch nicht so leicht. Aber er bietet auch vieles: Die Fachhochschule ist ein modernes Bildungszentrum, neben dem die ganze Uni schlechter aussieht als die Gebäude der Leibnizstraße. In Wellingdorf verstecken sich ruhige Wohngebiete mit modernen Wohnungen und bezahlbaren Mieten. In Gaarden wohnen Menschen verschiedenster Kulturen zusammen. Nirgendwo gibt es eine bessere Auswahl an lokal geführten Einkaufsläden als dort.  

Das wirklich ‘schlechte’ am Ostufer sind die Meinungen aus dem Westen. Wieso müssen wir Menschen direkt verurteilen, nur weil sie auf der anderen Seite der Stadt wohnen? Wieso müssen wir Multikulturalität bei einkommensschwächeren Regionen immer negativ betrachten? Wir sollten endlich anfangen, den Osten Kiels als das zu sehen, was er ist: ein Stadtteil voller Begegnungen.  

Autor*in

Nele studiert seit Wintersemester 2019/20 Politikwissenschaften und Deutsch an der CAU. Im Mai 2020 hat sie als Redakteurin und im Lektorat-Team beim ALBRECHT angefangen. Sie war bis zum SoSe 23 zwei Jahre lang Gesellschaft-Ressort-Leitung.

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