Ein Guide zum guten Kaffeetrinken

Er ist Lieblingsdroge, Morgenritual und tägliche Frucht für viele: der Kaffee. Aber Moment mal, Frucht? Kaffee ist doch eine Bohne! Nun, nicht so ganz. In diesem Kaffee-Guide sollen ein paar Grundlagen geklärt werden über das Getränk, das beinahe heilig ist. Denn für die perfekte Bestellung und den wissenden Genuss braucht es nicht unbedingt acht Baristakurse. Wohl aber ein bisschen Interesse an dem, was da so täglich in die Tasse plätschert. 

Wer heutzutage einen Kaffee bestellt, hat es super schwer. Deshalb kommt es nicht selten vor, dass Kund*innen einen ‚stinknormalen’ Kaffee bestellen. Und das meinen sie sicher absolut naiv-verschüchtert anstatt so ignorant-provokativ, wie es dann hinter der Theke ankommt. Zugegeben: Die Welt des Kaffees ist eine ganz eigene. Mit den Kartons der Milchalternativen erschlagen Baristas gern ihre koffeinsüchtigen Abnehmer*innen und ersticken sie dann noch in kiloweise Bohnensorten.

Dabei will Opa Heiko doch nur seinen Pott Kaffee haben, bitteschön. Aber – und das soll jetzt gar nicht böse sein – dieses ‚stinknormal’ ist eben doch eine Spur ignorant. Kaffee ist zur täglichen Selbstverständlichkeit für viele Menschen geworden, obwohl es eigentlich ein wahres Luxusgut ist. Mit der Herkunft des Produkts setzen sich die wenigsten Konsument*innen auseinander, das zeigt sich nicht zuletzt an so einer Bestellung. Denn Kaffee kommt ebenso wenig nur aus der Tüte wie Strom aus der Steckdose. Also tauchen wir einmal in die Grundlagen ein: Was ist schwarzer Kaffee und wo kommt er eigentlich her? 

Bienchen und Blümchen 

Kaffee beginnt sprichwörtlich mit den Bienchen und Blümchen. Denn die braucht es für das schwarze Gold. Es gibt zwei große Pflanzenarten des Kaffees: Arabica und Robusta. Die beiden unterscheidet viel, besonders aber, dass Arabica als Windbestäuber auch ohne Bienen auskommen kann. Zur Unterstützung sind die Brummer aber nicht schlecht, weswegen Anbauende sich oft auch im Imkern bemühen. Nach der Bestäubung der Blüte entsteht eine rote Frucht, die auch als Kaffeekirsche bezeichnet wird. Sie sieht ein bisschen aus wie eine Cranberry.

Bis eine Pflanze trächtig ist, dauert es drei bis fünf Jahre. Die Phase der Unfruchtbarkeit stellt sich nach etwa zwanzig Jahren ein und zeigt sich an der kleineren Kirschernte. Wir kennen Kirschkerne meist als das Wegwerfprodukt. Beim Kaffee dreht sich dagegen alles um den Kern. Er ist genau das, wonach der Morgenmuffel sich sehnt: die spätere Kaffeebohne. 

Vor der Verschiffung kommen variantenreiche Verfahren zur Anwendung, um ebendiese Mitte der Kirsche herauszukitzeln. Je nach Verfahren ändert sich dann der Geschmack des Endprodukts. Das meist grünliche Rohprodukt wird überwiegend ohne rote Schale an die Partner*innen verschifft. In Röstereien erhält der Kern dann die braune Knusprigkeit und wird anschließend als Kaffeebohne oder als Mehl in den Verkauf gebracht. Die Röstung ist ein bisschen vergleichbar mit der Popcornherstellung. Im Röster werden die Bohnen erhitzt, brechen auf, vergrößern sich und bekommen einen einzigartigen Geschmack. 

Bestell-Bla-Bla 

An der Theke wird es nun kompliziert. Das Menü verspricht dutzende Arten der Zubereitung, unterschiedliche Milch und manchmal wird sogar gefordert, eine individuelle Bohnenwahl zu treffen. Dabei soll doch einfach nur eine Tasse Kaffee her, möglichst schwarz, möglichst schmeckend. An der Tafel über der Theke steht: Batch, V60, Americano, Café Creme, Coldbrew. Das erzeugt doch alles nur Fragezeichen im Kopf. Und noch schlimmer ist, dass alle Varianten einen schwarzen Kaffee liefern.  

Nun aber die gute Nachricht: Meist wissen Mitarbeitende im Café, was sie da so verkaufen wollen. Wer also einen schwarzen Kaffee möchte, kann gerne genau danach fragen. Wenn sogar ein bisschen Respekt für den Kaffeeprozess in den Worten mitschwingt, wird bestimmt auch mit einem Lächeln serviert. 

Autor*in
Ressortleitung Kultur

Lena studiert Deutsch und Englisch und ist seit November 2020 Teil der Albrecht-Redaktion. Sie schreibt gern Kultur-Artikel und leitet seit Januar 2024 das Kultur-Ressort.

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