Wer die letzten Monate auf den Schleichwegen hinter den Sportstätten unterwegs war, konnte Betonlaster und Menschen mit Schaufeln sehen. Sie weisen auf den längst fälligen Neubau der veralteten Skate-Rampen auf dem Campus hin, welcher ein unvergleichliches Erfolgserlebnis der Kieler Skate Szene darstellt. Dort, wo vorher alte, verrottete Holzrampen standen, entsteht nun ein aus Beton selbst gegossener, zentraler Skatepark, der in dieser Art in Deutschland bisher selten vorhanden ist. Seit April sind dort Ehrenamtliche, hauptsächlich selbst Skater, zwischen Tennis- und Volleyballfeldern eigenständig aktiv und verarbeiten den gelieferten Beton.

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Der Skatepark noch vor ein paar Monaten (Quelle: Skate Kiel e.V.)

Das gesamte Projekt ist aus Eigeninitiative entstanden und wird durch Skate Kiel e.V. organisiert. Ein Skatepark in der Größe, selbst gebaut, ist ein besonderes Highlight in der deutschen Skate-Szene. Allerdings ist die Geschichte des Parks auch die Geschichte von Helge Bachmann, einem der Hauptorganisatoren und Gründungsmitglieder von Skate Kiel e.V. Als er vor mehr als 20 Jahren mit dem Skaten anfing, war dies noch eine Randsportart in Deutschland. An einen Skatepark war also nicht zu denken. Die wenigen Skater, übten ihren Sport auf den Straßen und Gehwegen aus – wie nach amerikanischem Vorbild. In Kiel gibt es dafür aber nur wenige brauchbare Plätze. So baute er damals mit Freunden die (inzwischen geschlossenen) Rampen unter der Holtenauer Hochbrücke mit. Es folgten viele weitere Do-It-Yourself-Projekte. Später, in den Neunzigern, gründete er dann mit seinem Bruder Ole einen Laden, in dem vor allem Kleidung und Zubehör für Skater erhältlich sind und nannte diesen mit deutlicher Botschaft Support. Seit dem hat sich vieles getan und es hat sich eine Skateboard-Szene in Kiel entwickelt, von der Helge jetzt leben kann.

Doch in Kiel gibt es immer noch zu wenige Skateparks und die bestehenden werden nach und nach baufällig oder geschlossen. Zuletzt wurde der Großteil der Rampen in Gaarden demontiert. Momentan nutzbare Rampen in Kiel stehen also nur noch in der Wik. Eine tatsächliche Alternative ist aber einzig die Anlage in Heikendorf, welche für die vorwiegend jungen Skater_innen aus Kiel nur schwer und selten zu erreichen ist. Die Holzrampen auf dem Campus, vor Jahren von Helge und Freunden ebenfalls selbst gebaut, sind inzwischen aufgrund des norddeutschen Wetters längst baufällig und wurden wegen der Verletzungsgefahr geschlossen.

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Die fleißigen Helfer auf dem Bau (Quelle: Skate Kiel e.V.)

Ein zentraler Skatepark, der aus nachhaltigeren Rampen besteht, wird also schon lange gewünscht. Ende letzten Jahres entstand dann die spontane Idee, den Park ehrenamtlich selbst zu bauen. Finanziert wurde der Bau durch Helges Laden Support und Spenden über den Laden und den Verein. Das Konzept für den Park stammt von den Skatern selbst und stellt eine komprimierte amerikanische Straße dar, die an die Anfänge der Kultur des Skateboardings erinnert. So wurden in dem Skatepark Einfahrten, Bordsteine und Hydranten nach amerikanischem Vorbild gebaut.

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Ein Entwurf des Skateparks (Quelle: Skate Kiel e.V.)

Die Christian-Albrechts-Universität, die den Neubau unterstützt, stellte den Platz zur Verfügung und ließ die ebenfalls baufällige Tribüne von Anker Rampen erneuern. Bernd Lange, Geschäftsführer des Sportforums, begrüßte die Initiative der Skater und setzte sich trotz einiger intern missglückten Kommunikationen stets für sie ein. So wurde von der CAU in den letzten vier Wochen der Neubau der baufälligen Tribüne bezahlt, welche nun mit in den Skatepark integriert ist. Von der Stadt Kiel erhielten sie keine Unterstützung, was die Organisatoren sehr bedauerten. Von der Skateszene in Kiel erhielten sie dafür stetigen Support, es waren jeden Tag mindestens eine Handvoll Leute da. Außerdem wurden sie von der Firma Anker Rampen, einem Unternehmen aus Schönkirchen für den Bau von Skateboard-Anlagen, mit Rat und Tat unterstützt. Julien Budnik, der seit vier Jahren für Anker Rampen arbeitet und Ole Bachmann, der über Jahrzehnte Erfahrungen im Rampenbau mit seinem Bruder sammelte, konnten ihr Know-how an die Skater weitergeben. Um dem nasskalten Wetter zu trotzen und kaum Rollwiderstand zu geben, wurde der Park komplett betoniert, jedoch an das gegebene Gelände angepasst.

Unter dem Team, das sich durch selbst designte T-Shirts mit der Aufschrift „Support your local Skatepark“ auszeichnet, herrschte eine grundlegend positive Stimmung, die durch die hohe Motivation und gute Organisation begründet ist. Diese Stimmung war auch auf dem Pre-Opening am 28. Juni zu bemerken. Circa 250 Menschen, die meisten von ihnen Skaterinnen und Skater, auch viele Kinder, fanden sich bei bestem Wetter am halb fertigen Skatepark ein und konnten sich bei Burger und Musik selbst von den Rampen überzeugen. Die Einnahmen wurden an den Verein gespendet.

Mats, 19 Jahre, einer der arbeitsamen Skater, war seit Ende April fast jeden Tag auf dem Bau. Er ist Student an der CAU und hat Verständnis dafür, dass Berufstätige nur wenig Zeit zum Helfen finden. Trotzdem wünscht er sich vor allem noch größere finanzielle Unterstützung. Er skatet schon seit vielen Jahren und kennt daher Helge und Julien auch schon länger persönlich. Mats weist darauf hin, dass Skaten ein Verbrauchssport ist, der viel Geld für Material benötigt. Ein leicht zu erreichender Skatepark hilft also, weitere Kosten zu sparen.

Enrico und Thomas, beide Skater aus Kiel, haben auch viel Zeit in den Umbau gesteckt. Sie sind stolz darauf, dass sie in wenigen Monaten schon viel geschafft haben. Die Unterstützung der Stadt vermissen sie nicht. „Hätte die Stadt mitgeholfen, wären wir niemals so schnell fertig geworden“, sagt Enrico. Die Rampen und Hindernisse seien einzigartig und sie sind froh, sie bald befahren zu können.

Ein wenig unbeholfen auf seinem Skateboard, fährt der zehnjährige Mohamed aus Mettenhof schon auf den fertigen Flächen umher. Er skatet seit knapp neun Monaten. Inspiriert wurde er durch amerikanische Videospiele und ist sehr froh, dass es bald einen so großen Skatepark in Kiel gibt, damit er fleißig üben kann. Er ist etwas besorgt, dass sich Kiel vielleicht nicht genug um den Erhalt kümmern wird, sagt aber mit einem großen Lächeln im Gesicht, „sehr stolz auf die Erbauer“ zu sein.

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Der Skatepark am Tag der Eröffnung (Quelle: Sebastian Maas)

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Die Eröffnung des Skateparks fand am 22. August statt.

Da noch weitere 500 qm nutzbare Fläche vorhanden sind, will der Verein den Skatepark um einen Bowl und einige Obstacle, sogenannte Hindernisse, erweitern. Dafür werden noch fleißige Helferinnen und Helfer(auch ohne Vorkenntnisse) gesucht.

Um finanzielle Hilfen wird ebenfalls noch sehr gebeten.

Kontakt:
Skate Kiel e.V.
www.skate-kiel.de

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