Vor 13 Jahren sagte eine Freundin zu mir: „Hey! Kennst du schon Twitter?“ Von da an war es um mich geschehen. Plötzlich gab es einen Ort, bei dem alle die gleichen Interessen wie ich hatten, an dem ich mir keine Sorgen machen musste, ob meine Obsession des Monats merkwürdig war oder nicht. Ein magischer Ort. Dass diese Magie wohl was mit dem Algorithmus zu tun hatte, war mir nicht klar.

Zehn Jahre später, im ersten Lockdown, und der meisten meiner Kontakte im Offline-Leben beraubt, fand ich meine Freundschaften stattdessen hier. Ich kannte keine*n von ihnen in Person. Vielleicht war gerade das der Grund, weshalb ich ihnen mehr über mich anvertraute als vielen anderen zuvor. Aus den stundenlangen Chats wurden bald Facetime-Anrufe und nach Ende der Quarantäne Treffen. Zumindest mit allen, die sich auf dem gleichen Kontinent befanden.  

Dann kam Spacey-Boy und plötzlich fühlt sich mein sicherer Ort gar nicht mehr so sicher an. Die Moderation in den Kommentaren einzelner Posts ist nicht mehr existent. Hass und Diskriminierung, wohin ich auch klicke. Links und rechts blaue Verifikationshaken, die zuvor immerhin ein Mindestmaß an Sicherheit boten. Bezahlen für Werbefreiheit und Cloud? Ein Trend, dem traurigerweise mehr und mehr Social-Media-Plattformen folgen.  

Twitter, jetzt unter dem ach so einfallsreichen Namen X, ist einfach nicht mehr den Aufwand wert. Leider teilen meine Online-Freunde diese Meinung nicht. Auf andere Plattformen zu wechseln, klappte nicht. Daher ist es fair zu sagen: Auch wenn es dramatisch klingen mag, Elon hat mein Leben ruiniert.  

Autor*in

Janne ist seit 2019 Teil der Albrecht-Redaktion, zunächst als Leitung des Kulturresorts und Social Media, dann bis Anfang 2024 für ein Jahr als stellvertretende Chefredaktion.

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