Die Entscheidung zwischen Geld und Glück 

Wie soll mein späteres Leben aussehen? Nie wieder Geldsorgen, aber dafür vielleicht unglücklich im Job oder weniger Geld und dafür den Traumberuf ausüben können? Diese Fragen habe ich mir 2018 gestellt, als ich überlegte, mein damaliges Studium abzubrechen. Mir wurde bewusst, dass ich es nicht ohne Quälerei erfolgreich beenden würde. Dafür hätten mir nach dem Abschluss viele Optionen mit einem guten Gehalt offengestanden. Doch ist das der Sinn der Sache? Für mich ein eindeutiges Nein! Denn ich habe mich dazu entschieden, ein neues Studium anzufangen und könnte nicht glücklicher sein. 

Geld über Glück 

Damals in der Schule gab es eine Art Berufsberatung und schon da wusste ich, dass ich später in einem Job arbeiten möchte, wo ich viel verdiene. Nicht unbedingt, um reich zu werden, aber um mir ab und zu was leisten zu können und nicht immer auf jeden Cent achten zu müssen. Nach dem Abitur habe ich dann angefangen Biomedizintechnik zu studieren. Ich hatte mich dazu entschieden, weil ich in der Schule im Bioprofil war – also eine gewisse Affinität für Biologie hatte – sehr medizininteressiert bin und dazu noch Technik spannend finde. Außerdem war meine Voraussetzung ans Studium, danach finanziell abgesichert zu sein und das ist doch das Wichtigste, oder? 

Am Anfang sah alles noch gut aus. Ich war motiviert, habe viel nachgearbeitet und kam gut voran. Doch Physik blieb eine Schwierigkeit, die ich einfach nicht bewältigen konnte. Zudem gab es immer einen indirekten Druck von meinen Eltern, weil sie stolz auf mich waren und ich sie natürlich nicht enttäuschen wollte, weswegen ich nicht sofort abgebrochen habe. 

Bis hierhin und nicht weiter 

Nicht nur ich habe gemerkt, dass irgendwas nicht stimmte, auch mein Körper und meine Psyche sind irgendwann in den Standby-Modus gegangen, weil meine Kapazitäten ausgeschöpft waren. Somit war mein nächster Schritt der Weg zum Psychiater. Dann Urlaubssemester beantragt und jede Minute darüber nachgedacht, wie es weitergehen soll. Abbrechen oder nicht? Ich wollte gut verdienen nach dem Studium, aber es entsprach nicht meinen Vorstellungen und ich merkte, dass ich an etwas anderem viel mehr interessiert war. Also entschied ich mich dazu, mich zu exmatrikulieren. 

Endlich angekommen 

Nach zwei Jahren Therapie und Medikamenten fing ich an, Deutsch zu studieren und mir wurde ganz schnell klar: Ich werde zwar mit einem Deutschstudium nicht so viel verdienen wie mit Biomedizintechnik, aber das ist es, was mich wirklich glücklich macht. Ich will später Spaß in meinem Beruf haben und lieber freiwillig Überstunden machen, als mich morgens aus dem Bett quälen zu müssen und mich mal wieder krankzuschreiben, weil ich kurz vorm Burnout stehe. Ich will nicht mit Bauchschmerzen zur Arbeit fahren. 

Letztendlich ist es eine individuelle Entscheidung, wie man das Verhältnis Glück oder Geld sieht. Für mich war das ganz klar der richtige Weg, der nicht nur meiner mentalen Gesundheit immer noch guttut, sondern der mir auch gezeigt hat – der erstbeste Weg ist nicht immer der richtige. Darum stellt euch selbst immer die Frage: Studiert ihr, was euch wirklich glücklich macht? 

Autor*in

Lisa ist 26 Jahre alt und studiert seit dem Wintersemester 20/21 Deutsch und empirische Sprachwissenschaft auf Fachergänzung. Seit November 2021 ist sie Teil der Redaktion und des Lektoratsteams und hat im Januar 2022 die Leitung des Lektorats übernommen.

Share.
Leave A Reply