The Beatles 
Now and Then 
Label: Apple Records 
VÖ: 2. November 2023 

Momentchen. Ein neuer Song? Die erfolgreichste Band der Musikgeschichte ist doch schon seit über 50 Jahren getrennt! Außerdem: Lebt von denen überhaupt noch jemand? Wer diesen Schockmoment überwinden kann und ein bisschen überfällige Recherche anstellt, bemerkt verblüfft, dass die überlebenden Mitglieder noch einiges auf die Beine stellen. Nicht nur eine Doku mit Star-Regisseur Peter Jackson (LOTR-Trilogie) wurde abgedreht, sondern auch ein Musikvideo für Now and Then entwickelt. 

Vor kaum etwas machte die radikale Experimentierfreudigkeit der vier Freunde damals halt. Und auch der neue Song schlägt in diese Kerbe: Nur durch KI-Einsatz konnte die Stimme des lang verstorbenen Lead-Sängers John Lennon aus einer brummigen 1977er Wohnzimmer-Aufnahme extrahiert werden. Der noch lebende Sir Paul McCartney kann dadurch im Duett mit seinem verstorbenen Freund singen: „Now and then – I miss you”. Mit einem frischen Beat von Sir Ringo Starr und knapp 30-jährigen Gitarrenriffs von George Harrison, welche dieser schon vor seinem Tod einspielte, findet der letzte unvollständige Song der Beatles endlich sein Ende. An einigen Stellen klingen die Harmonien leider flach, aber für Fans ist klar: Hier geht es vielmehr um den emotionalen Abschluss einer Legacy. Auf der letzten Single der Beatles erscheint Now and Then gemeinsam mit Love Me Do – dem ersten Song der Kult-Band – und bringt die Platte prompt auf Platz 1 der Charts. 

Nicolas Julian 
Mask Off 
Label: NJ Live Entertainment UG/Sony Music 
VÖ: 3. November 2023 

Apropos Legacy: Wer den zeitlosen Rap-Giganten Mask Off von Future neu auflegen will, tritt in riesige Fußstapfen. Um sich hinter Marshmello und Kendrick Lamar mit einem guten Remix einzureihen, braucht es viel Feingefühl und Verständnis für den Song. Ob dem Hamburger TikTok- Emporkömmling und DJ Nicolas Julian das so wirklich bewusst war, bleibt offen. Der hyper-ehrliche Song über Abhängigkeit von ‚Molly’ und ‚Percocets’ – also Ecstasy und Schmerzmitteln – wird zu einem beliebigen Club-Lückenfüller verzogen. Nein, so bitte nicht. Oder um es mit seinem wirklich besseren Remix auszudrücken: „Das war ein bisschen WEAK”. 

Wer Nicolas Julian trotzdem eine wohlverdiente Chance geben will, kann mal am 2. Dezember ins HALO Hamburg reinschneien. Mit Karten wär’s empfehlenswert. 

Olivia Rodrigo 
Can’t catch Me now 
Label: Geffen Records 
VÖ: 3. November 2023 

An intensive emotionale Ehrlichkeit denken wohl einige, wenn sie den Namen Olivia Rodrigo hören. Kaum eine Person wäre daher geeigneter, einen melodischen Grundton hinter die neue Tribute-von-Panem-Saga zu legen. Super geehrt und euphorisch zeigte sich die mehrfache Grammy-Gewinnerin schon im Vorweg. Can’t catch me now weckt als Ballade und mit dem gehauchten Intro wieder Erinnerungen an eine singende Jennifer Lawrence. Es bleibt abzuwarten, wie Rodrigos Meisterwerk in den neuen Kinofilm eingearbeitet werden wird. Das Motiv der dauergejagten Unterdrückten setzt sich jedenfalls schon überzeugend durch. 

108 
Another Life 
Label: N.N./ gängige Musikstreaming-Plattformen 
VÖ: 3. November 2023 

Wem Vokabeln wie ‚Japamala’ und ‚Hare-Krishna’ geläufig sind, wird die Zahl 108 direkt zuordnen können. So oft gilt es nämlich, Mantras zu wiederholen – laut einer Praxis aus dem Hinduismus. Prinzipiell ist die Band also eine radikal-gläubige Hardcore-Punkband. Doch Lyrics wie „dumb femininity, dumb masculinity – think about it” (aus Woman, 2001) sind wohl auch glaubensunabhängig zu verstehen. Nach einer 13-jährigen Pause ballert diese nieschige Band mit Another Life ein neues Album raus, was allerdings überwiegend in einer unverständlichen Sprache verfasst ist. Rap, die Sprache der Musik und wilde Anekdoten zu Titanic und Donald Duck kommen trotzdem bei Hörer*innen an. 

 
Mia Morgan 
Mitten in den Massen 
Label: recordJet 
VÖ: 26. Oktober 2023 

Neues aus der Gruft! Nach Wiedergänger veröffentlicht Mia Morgan nun ihren zweiten Song nach ihrem Debütalbum Fleisch. Diese letzte Single, die sie schon länger unveröffentlicht fertig hatte, lehnte sich im Sound stark an ihre Gruftpop EP und ihr Album an. Ihr neuer Song Mitten in den Massen schlägt dagegen ein neues Kapitel auf. Die Lyrics drehen sich um die Probleme einer Fernbeziehung, die Sehnsucht nach dem*der Partner*in und Einsamkeit in der Großstadt. Der Sound ist brachialer und rockiger als ihre bisherigen Songs, welcher in Verbindung mit einer einprägsamen Melodie eine neue Seite zeigt, die gut zu ihr passt. 

Autor*in
Ressortleitung Kultur

Lena studiert Deutsch und Englisch und ist seit November 2020 Teil der Albrecht-Redaktion. Sie schreibt gern Kultur-Artikel und leitet seit Januar 2024 das Kultur-Ressort.

Autor*in
Stellv. Chefredakteur und Layouter

Joschka studiert seit dem Wintersemester 20/21 Soziologie und Politikwissenschaft und ist seit Ende 2022 Teil des Albrechtsteams. Dazu leitet er seit dem März 2023 das Layoutteam und ist seit Februar 2024 stellvertretende Chefredaktion.

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