Begeisterung im Publikum nach mitreißender Aufführung 

Kurz vor Ende des Sommersemesters lud der Universitätschor Kiel unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Daniel Kirchmann am vergangenen Wochenende zu seinen beiden großen Semesterkonzerten in die Kieler Pauluskirche und die Bordesholmer Klosterkirche. Gemeinsam mit vier Solist*innen sowie der Sinfonietta Lübeck führte das Ensemble Georg Friedrich Händels Oratorium Israel in Egypt auf.

Das Publikum in der gut gefüllten Pauluskirche lauschte am Freitag dem Programm, welches die ca. 80 Sänger*innen und 20 Instrumentalmusiker*innen präsentierten. Händel vertont in seinem Werk die Versklavung des Volkes Israel, welches im alten Ägypten seinem Schicksal unterliegt und schließlich von Gott befreit wird. Dabei verarbeitet er eindrucksvoll allgemein bekannte biblische Geschichtsteile wie die Teilung des Roten Meeres oder die zehn Plagen. Das Ensemble inszeniert das Rohmaterial mit großer Hingabe. Von leisen und demütigen Klängen bis hin zu großen lobpreisenden Chorälen deckte der Universitätschor die gesamte Bandbreite des Stückes ab. Der Chor als musikalisches Werkzeug erhält in Händels Oratorium so viel Raum wie in kaum einem anderen Werk. 

Die musikalische Erzählung wurde durch die Solist*innen Anna Mengel (Sopran), Ascelina Klee (Mezzosopran), Yonghwan Jeong (Tenor) und Julian Redlin (Bassbariton) (v.l.n.r.) virtuos unterstrichen. Sowohl in rein solistischen Teilen sowie auch in Doppelbesetzungen mit zwei Solist*innen gemeinsam mit dem Chor. Das Wechselspiel der Stimmlagen in Verbindung mit den ausgiebigen Darbietungen des Chors komplettiert die Inszenierung des Werkes ganz besonders. 

Herausragende Leistung trotz kleinerer Herausforderungen 

UMD Daniel Kirchmann

Der Universitätschor Kiel, welcher ehemals als Studentenkantorei bekannt war und seit dem aktuellen Semester den neuen Namen trägt, macht seiner modernen Umbenennung alle Ehre. Es scheint, als sei mit dem Einsatz des neuen UMDs Daniel Kirchmann (der ALBRECHT berichtete) auch ein neuer Zeitgeist in die universitären Ensembles eingezogen. Und das, ohne sich vom klassischen Metier der großen Chor- und Orchesterwerke und seinem festen Platz im Musikleben Kiels zu entfernen. So setzten Kirchmann und der Chor wiedermal ein Zeichen gelungener Semesterarbeit.  

Einzig das seines Zeichens professionelle Lübecker Orchester Sinfonietta, das Kirchmann extra für den Semesterabschluss mit ins Boot holte, glänzte am ersten Konzertabend nicht ganz so hell wie die anderen Musiker*innen. Hier und da ein paar verpatzte Einsätze ließen die Frage aufkommen, warum hier nicht auf die ‚hauseigenen’ Musiker*innen des Universitätsorchesters Collegium Musicum gesetzt wurde. Am Sonntag in der Klosterkirche Bordesholm hingegen machten auch die Instrumentalmusiker*innen ihren holprigen Auftritt vom Freitagabend wett.

Die Präsidentin – eine Kulturbanausin? 

Prof. Dr. Simone Fulda, Präsidentin der CAU

Am Sonntag konnten sich das Ensemble und das Publikum über hohen Besuch freuen: Prof. Dr. Simone Fulda, Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, richtete zu Beginn des nachmittäglichen Konzerts ein Grußwort an die Anwesenden, welches sie inhaltlich auch mit dem Bordesholmer Universitätstag verband, welcher ebenfalls Sonntag stattfand. Leider glänzte die Präsidentin in ihrer Rede zuweilen durch schlechte Vorbereitung oder gar Unwissenheit. So spielte keineswegs das Universitätsorchester wie Fulda in ihren einführenden Worten ankündigte, sondern, wie bereits erwähnt, ein für die Semesterkonzerte hinzugezogenes externes Orchester. Das Universitätsorchester wird sein Semesterprogramm erst am achten und neunten Juli im Frederik-Paulsen-Hörsaal im Audimax präsentieren. Geringes Interesse vermittelte auch, dass Fulda bereits nach sechs Stücken (von 39) ihren Platz in der ersten Reihe sowie letztlich das Kirchenschiff verließ und der Bordesholmer Bürgermeister Roland Büssow nebst dessen Ehefrau alleine zurückblieb. Und das ist nicht der erste Fall einer solchen Konzertflucht. Bereits im vergangenen Jahr war Fulda durch ihr Verschwinden unmittelbar nach ihrer Rede aufgefallen.

An der Leistung, die der Universitätschor am vergangenen Wochenende erbracht hat, kann es jedoch nicht gelegen haben. Diese war ausgezeichnet. Auch das Publikum ließ sich nicht beirren und feierte die Beteiligten und insbesondere den Universitätschor mit lautstarken Ovationen. In einem relativ kurzen Sommersemester haben der Universitätschor und der UMD ein großartiges Konzertprogramm auf die Beine gestellt. Bravo! 

Autor*in
Chefredakteur

Finn ist seit Februar 2024 Chefredakteur des ALBRECHTs. Zuvor hat er ein Jahr lang das Kulturressort geleitet. Er studiert seit dem Wintersemester 20/21 Englisch und Geographie auf Lehramt und ist seit dem WiSe 22/23 Teil der Redaktion.

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