Wen kann ich ansprechen, wenn ich mich über schwul-lesbische Themen informieren möchte? Wie gestalte ich am besten mein Coming-Out vor Kommilitonen und Freunden? Wer hört mir zu, wenn ich unter Diskriminierung leide? Antworten auf diese Fragen gibt die Queerberatung seit dem Sommersemester 2011. Sie entstand durch die Zusammenarbeit des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) und des Vereins „Homosexuell Aktive in Kiel“ (HAKI). Jeden ersten Freitag im Monat beraten professionelle Berater schwul-lesbische Menschen. Neben dem persönlichen Gespräch beantworten die Berater auch Fragen per Mail.

Die Queerberatung richtet sich an die homo-, bi- und transsexuellen Studenten. Sie bietet eine Anlaufstelle zu Themen wie Coming Out oder sexuelle Identität. Die Beratung richtet sich auch gezielt an beispielsweise deutsch-türkische oder islamische Studenten. Die eigene Sexualität mit der Familie zu besprechen ist sicherlich ein sehr anspruchsvoller Schritt, auch für solche Fragen haben die Berater ein offenes Ohr. Ein ebenso sensibles Thema ist die Familienplanung. Bei solchen Fragen sollen die schwul-lesbischen Studenten nicht mehr alleingelassen werden.

Ziel des Projekts ist es, den queeren Studenten ein Studium zu ermöglichen, bei dem Homophobie so gut wie möglich unterbunden wird, und diese ins studentische Leben zu integrieren. Denn obwohl die Situation für Homo-, Bi- und Transsexuelle auf dem Campus wesentlich einfacher ist als noch auf dem Schulhof, ist Diskriminierung oder die Angst davor noch immer vorhanden.

Trotz der gut gemeinten Absichten der Queerberatung gibt es, immerhin ein Jahr nach der Einführung, noch keine nennenswerte Resonanz. Die Mitarbeiter sind sich des Problems aber bewusst, daher wird das Beratungsteam weiter ausgebildet und das Angebot in Richtung Antidiskriminierungsarbeit beziehungsweise Projektarbeit im Bereich Vielfalt und Toleranz gefördert, um so mehr Menschen erreichen zu können. Auch auf kommunaler und Landesebene gibt es interessante Ansätze, neue Angebote zu kreieren. So werden Projekte entwickelt, die an „SchLAu NRW“ und „SchLAu NDS“  angelehnt sind. Diese Netzwerke leisten schwul-lesbische Aufklärungsarbeit, um so ein tolerantes und queerfreundliches Klima aufzubauen. Desweiteren wird mit der Kampagne „Schule ohne Homophobie – Schule der Vielfalt“ versucht, dem Thema Homophobie, das in Bildungspolitik kaum Aufmerksamkeit erhält, Öffentlichkeit zu schaffen. Der Gleichbehandlung soll somit auch auf dem Schulhof zur Selbstverständlichkeit verholfen werden. Die Queerberatung stellt eine Art Schnittstelle zwischen den Angeboten der Kommunal- und Landesebene und der Uni beziehungsweise FH dar. So besteht auch das Team aus Studierenden der beiden Kieler Hochschulen und aus Mitgliedern der HAKI.

Auch wenn die Queerberatung noch weiterentwickelt werden muss – vielleicht ist auf Grund von Projekten wie diesen für viele Menschen bald ein sorgenfreieres Leben auf dem Campus, aber auch in der gesamten Gesellschaft möglich.

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