Politischer Aktivismus von Studierenden

Plakate aufhängen, Flyer verteilen und auf Demonstrationen Präsenz zeigen – so haben Jule und Chris die Wochen vor der Landtagswahl verbracht. Doch auch, wenn unser Bundesland nicht vor die Wahlurnen tritt, sind die beiden politisch aktiv. Ihre Meinung sagen, sich einbringen, aber auch das menschliche Miteinander sind für die beiden das schönste und wichtigste beim Zusammensein in der Grünen Jugend

Freitagmittag, draußen regnet es. Ich betrete die kleine WG der 22-jährigen Jule. Schnell merke ich, dass hier eine Kieler Seele wohnt. Mit einem liebevoll designten Sticker der FH Kiel am Türrahmen und einem Sortiment Lille-Bier im Regal ist eins klar: Jule ist nicht mehr nur zugezogen, sondern angekommen. 

Im Herzen Norddeutsch 

Und auch Chris, der in der kleinen Küche, dem Herzen der Wohnung, auf mich wartet, sieht sich schon längst als einen Kieler, Er war vor nicht mal zweieinhalb Jahren aus einem kleinen Ort neben Bremen nach Schleswig-Holstein gezogen. Obwohl beide noch nicht lange hier sind, setzen sie sich bei Demonstrationen und seit kurzem auch in der Grünen Jugend für die Stadt, ihre Bewohner sowie das Land herum ein. 

Ihre Leidenschaft für die Hauptstadt und das schönste Bundesland nehmen sie mit in ihre Arbeit bei den Grünen. So haben sie sich besonders vor der Landtagswahl im Mai eingebracht und versucht, viele Menschen von ihrer Partei zu begeistern. „Der Wahlkampf hat einen bestärkt“, berichtet Jule stolz. „Wir konnten endlich sehen, wie unsere Arbeit ihre Früchte trägt!“ 

Repräsentative Politik? 

Obwohl beide mit dem Ergebnis für ihre Partei zufrieden waren, gab es einige Momente im Wahlkampf, die sie zum Nachdenken brachten. „Wir sind von Tür zu Tür gelaufen und haben Flyer verteilt und immer wieder meinten die Leute, sie dürfen gar nicht wählen. Das ist schade“, erzählt Jule und spricht dabei von den vielen Menschen, die zwar keine deutsche Staatsbürgerschaft haben, aber schon lange in Deutschland leben. Deswegen finden die beiden es umso wichtiger, politisch aktiv zu sein. „Wir nutzen unser Privileg, unsere Meinung zu sagen. Und das machen wir auch für Leute, die das nicht können oder dürfen.“ 

Dass es so viele Menschen gibt, die sich nicht am politischen Geschehen beteiligen, weil sie es nicht können oder nicht wollen, finden beide schade. Jule erklärt: „Wenn es gut läuft, gibt es etwa sechzig Prozent Wahlbeteiligung. Das sind nicht einmal zwei Drittel aller Wahlberechtigten. Die Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft fallen dabei sogar raus. Eigentlich sollte die Politik die gesamte Bevölkerung repräsentieren, aber ob sie das unter solchen Bedingungen auch tut, steht auf einem anderen Blatt.“ 

Aktivismus ist für alle 

Chris nickt, überlegt kurz und ergänzt: „Deswegen sollten möglichst viele Menschen versuchen sich einzubringen. In Parteien, bei Demonstrationen, bei Petitionen – egal wo! Das Einzige was es braucht, ist ein bisschen Zeit.“ Jule ergänzt, dass es oft einfacher ist, als gedacht: „Ich glaubte immer, ich muss alles wissen, aber das stimmt nicht. Man lernt bei der Arbeit unglaublich viel! Außerdem muss ich auch nicht überall zu einhundert Prozent dahinterstehen. Schließlich kann ich meine eigene Meinung einbringen!“ 

Autor*in

Nele studiert seit Wintersemester 2019/20 Politikwissenschaften und Deutsch an der CAU. Im Mai 2020 hat sie als Redakteurin und im Lektorat-Team beim ALBRECHT angefangen. Sie war bis zum SoSe 23 zwei Jahre lang Gesellschaft-Ressort-Leitung.

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